Archiv-Beitrag vom 24.03.2021Zu Besuch bei der Grundschule am Dichterviertel
Schule in der Kategorie "Bildungsgerechtigkeit fördern" für den Deutschen Schulpreis nominiert
Letzte Woche waren wir von der Online-Kommunikation zu Besuch bei der Grundschule am Dichterviertel. Diese ist in der Kategorie „Bildungsgerechtigkeit fördern“ für den Deutschen Schulpreis nominiert und wir haben uns mal erklären lassen, was es damit auf sich hat.
Zu Beginn der Pandemie, als es im letzten Jahr zwei Wochen vor den Osterferien hieß, die Schulen werden geschlossen, hat die Grundschule alles daran gesetzt, die Kinder und Familien aufzufangen. Rektorin Nicola Küppers erklärt: „Es war uns nicht wichtig, ob in den Schultagen bis zum Ferienbeginn noch Stoff vermittelt wird. In der ersten Woche haben wir die Eltern angerufen und gefragt, wie es ihnen geht und ob sie etwas brauchen. Es standen ja alle unter Schock. In der zweiten Woche haben wir die digitalen Strukturen abgefragt. Wie ist die Ausstattung? - Seitdem sind wir online, mit Morgenkreis, festem Austausch und allem was dazu gehört.“ Auch der Treffpunkt die Freundschaftsbank ist in den digitalen Raum zum Einwählen gewechselt.
Kein Kind sollte ein Blatt mit nach Hause bekommen, lautet die Devise. Die Wege zwischen den Lernprozessen und der Rückmeldung wären viel zu lang. Außerdem fände eine Differenzierung nicht mehr statt. „Hausaufgaben sind der Faktor, der die größte Unlust am Lernen erzeugt. Sie frustrieren, demotivieren und haben keinen Effekt“, so die Schulleiterin.
Ein mehrsprachiger Messenger mit einem Videokonferenztool und das Padlet (eine Art digitale Pinnwand) sind die Grundlage, um mit den Eltern als Partner*innen in den digitalen Raum zu wechseln. Es folgten 40 bis 50 Elternschulungen mit dem Beamer auf dem Schulhof.
Dies alles hätte aber, sagt Nicola Küppers, nicht funktioniert, wenn die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit von Menschen nicht auch im Team stattfinden würde.
Personal-, Organisations- und Unterrichtsentwicklung waren bereits vor der Corona-Pandemie in der Grundschule am Dichterviertel ein großes Thema. „Wie kann ich sagen, die Kinder sind alle unterschiedlich, aber im Team müssen alle gleich sein?“, führt Küppers aus. So hat jeder Lehrer oder jede Lehrerin bei der Entwickelung des digitalen Unterrichtes die eigenen Stärken eingebracht. Die Schwächen werden von anderen Stärken im Team kompensiert. Hier kommt es nicht darauf an, ob jemand mehr oder weniger in einem Bereich leistet. Es muss auch nicht für jede Klasse eine eigene Pinnwand erstellt werden. Hier werden Wissen und Kompetenzen geteilt, was am Ende einen geringeren Aufwand für jede einzelne Lehrkraft darstellt.
In der Grundschule am Dichterviertel gibt es die Unterstufe von Klasse 1 und 2 und die Oberstufe von Klasse 3 und 4. Hier arbeiten und handeln alle Lehrer*innen zunächst aus pädagogischer Verantwortung, der Einsatz von pädagogischer Freiheit erfolgt in Ansprache mit dem gesamten Team.
Wertschätzung und Anerkennung werden in der Gemeinschaftsgrundschule ganz groß geschrieben, im Lehrerzimmer steht ein „Wertschätzungsschwein“ und alle, die sich mal im Ton vergreifen, werden "zur Kasse gebeten". Es wird über alles gesprochen und Lästereien gibt es nicht.
„Auch jetzt, während des Wechselunterrichtes ist bei uns immer eine Lehrkraft online, um die Kinder zu Hause zu betreuen. Die einfachen Fragen: ‘Was hast du gemacht? Wie weit bist du? Bist du noch vorhanden?‘ sind so wichtig für die Reflektion der Kinder“, erklärt die Pädagogin.
Im Jahr 2013/2014 stand die Gemeinschaftsgrundschule am Dichterviertel kurz vor der Schließung und in diesem Jahr 2021 mussten 30 Ablehnungen ausgesprochen werden, auch aus diesem Grund möchte die Gemeinschaftsgrundschule anderen Schulen wichtige Impulse geben.
Wir drücken ganz fest die Daumen für den Deutschen Schulpreis.
Kontakt
Stand: 24.03.2021
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