Archiv-Beitrag vom 27.05.2010Bürgermeister Markus Püll würdigt Engagement zur Aktion "SCHACHTZEICHEN" und zur Bergbauaustellung in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule
Reden von Bürgermeister Markus Püll zur Aktion SCHACHTZEICHEN und der Bergbauausstellung in der Stadtteilbücherei in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule am 22. Mai 2010:
Rede vor dem Ballonstart
"Verehrte Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,
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dieses Jahr ist für das Ruhrgebiet und Mülheim an der Ruhr etwas Besonderes, denn "wir" sind Kulturhauptstadt. ..
dieses Jahr ist auch für die Gustav-Heinemann-Schule ein besonderes, denn sie wird 40 Jahre alt...
das Zusammentreffen beider Ereignisse haben Sie/habt Ihr zum Anlass genommen, sich engagiert mit dem Thema Ruhrgebiet und Bergbau zu befassen. ...
das Thema findet sich im Unterricht ebenso wieder, wie auf der Schul-Homepage. .. und heute ganz konkret bei dem Start der Helium-Ballons der Aktion Schachtzeichen
alle vier Mülheimer Ballone werden gleich in die Luft steigen. ..
und einer davon hier vor Ort - er kennzeichnet den Christiani-Schacht der ehemaligen Zeche Sellerbeck,. ..
im Jahre 1811 als senkrechter Schacht angelegt, auch das etwas ganz Außergewöhnliches. ..
Weitere Ballone in Mülheim werden die Zechen Humboldt RRZ, Humbold I und Rosenblumendelle kennzeichnen. ..
Mit ihnen werden insgesamt 311 Ballone hier im Revier ehemalige Schächte weithin sichtbar machen. ..
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dieser Tag ist somit etwas Besonderes, denn er verbindet ganz im Sinne der Aktion Schachtzeichen Menschen und Orte, Geschichte und Zukunft (Motto von Schachtzeichen ist: "Kunst, die Menschen und Orte, Geschichte und Zukunft verbindet".)
Und Schachtzeichen ist auch ganz einfach Kunst. .. eine im wahrsten Sinne des Wortes bodenständige Kunst,. ..
eine Kunst für alle, möglich durch das Engagement aller. ..
an dieser Stelle danke ich ganz herzlich allen Menschen aus Wirtschaft und Gesellschaft, aus Vereinen, Verbänden, Schulen, welche dieses Projekt finanziell oder ideell unterstützt haben. ..
Ich danke der Gustav-Heinemann-Schule für die aktive Begleitung dieser Aktion. ..
und den Schülerinnen und Schülern für die Bereitschaft diesen Ballon mit zu betreuen und so den regelmäßigen Start in den Himmel über die nächsten 9 Tage sicherzustellen.
Allen anderen Akteuren (Mitgliedern des Mülheimer Arbeitskreises im Förderverein bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Kulturhauptstadtbüro, Verkehrsverein) ebenfalls mein herzliches Dankeschön...
Freuen wir uns alle auf die gelben Hauptdarsteller, die in den nächsten Tagen die Botschafter der Ruhr 2010 und des Reviers sein werden. ..
Glück auf!
Rede zur Ausstellungseröffnung in der Schulbibliothek
Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrter Herr Auberg,
verehrte Frau van Berend,
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herzliche Grüße im Namen der Stadt Mülheim an der Ruhr anlässlich der heutigen Eröffnung Ihrer Ausstellung "Auf den Spuren des Mülheimer Bergwerkes", welche die Aktion "Schachtzeichen" der Ruhr 2010 begleitet...und darüber hinaus bis zum 16. Juli einen Einblick in die Mülheimer Bergbautradition ermöglicht.
Liebe Gäste,
die Kulturhauptstadt wirft heute ihre großen gelben Schatten voraus in die Landschaft des Reviers. .. und macht so Geschichte sichtbar - unsere Geschichte. ..
Selten war eine Kulturhauptstadt so eng verwurzelt mit der Geschichte und dem Leben der Region und ihren Menschen wie die Ruhr 2010.
Ein Projekt ist dann lebendig, wenn es etwas mit unserem Leben zu tun hat. Es ist dann nachhaltig, wenn es in unsere Köpfe und Herzen eindringt. .
Diese Ausstellung tut dies ganz praktisch. ..
es ist die Ausstellung zum Projekt,
die gelungene Ergänzung einer Aktion,
die Erklärung und Übersetzung der Sprache der 311 Ballons, die uns jetzt 9 Tage lang begleiten und bis zu 80 m über unseren Köpfen schweben. ..
...über den Orten wo Schächte über einen Kilometer tief in die Erde gegraben wurden und aus denen etwa 100 Jahre lang Kohle gefördert wurde. ..
Für die junge Generation ist die Bergbautradition Vergangenheit und doch sind viele die Nachkommen der Bergleute von einst. ..
ihre Gegenwart und Zukunft ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der Region und ihrer Familien. ..
Die Kohle hat die industrielle Revolution erst möglich gemacht und den Wohlstand dieser Region begründet.
Die Kohle hat Einwanderer angezogen und dafür gesorgt, dass die Bevölkerung bunter wurde. Viele Mülheimer haben ihre Wurzeln in anderen Regionen und doch sind wir alle - durch die Geschichte des Reviers verbunden.
Die Region zwischen Emscher und Rhein ist das drittgrößte Ballungszentrum Europas. .. 5,3 Mio. Menschen sind heute hier zu Hause.
Eine stabile Zukunft, ein Zuhause, kann sich ein Mensch nur aufbauen, wenn er das Fundament kennt, auf dem er bauen möchte.
Schachtzeichen führt uns diese Vergangenheit vor Augen,
erinnert uns an die schwere Arbeit der Väter und Großväter in den Gruben...ruft bei uns Bilder wach an Kohleöfen, an ein Leben ohne Waschmaschine, Kühlschrank und Elektroherd.
Ein einfaches Leben, das durch den zweiten Weltkrieg noch schwerer wurde.
Ein Leben, an dass sich nur noch wenige ältere Menschen gut erinnern. ..
Sie erinnern sich an Grubenunglücke und die Freude, wenn der Ehemann oder Vater heil aus dem Schacht kam.
Sie erinnern sich an den gesundheitlichen Tribut, den die Kohle von den Menschen forderte.
Sie erinnern sich an den speziellen Geruch und den grauen Himmel über der Ruhr.
Sie erinnern sich aber auch, wie das Rhein-Ruhr-Zentrum auf dem Gebiet der stillgelegten Zeche Humboldt gebaut wurde, wie die Städte moderner und das Leben einfacher wurde. ..
Diese Ausstellung macht die Hoch-Zeit des Bergbaus für uns in Teilen wieder sichtbar und erinnert an die Zechen und das Leben von damals.
Unsere Geschichte klebt an uns wie der Kohlenstaub an den Gesichtern der Kumpels.
Nur langsam erkennen die Menschen, die nicht von hier sind, die andere, die neue Seite des Reviers. ..
heute sind in der Region nur noch wenige Zechen aktiv, der Himmel ist blau, die Lebensqualität hoch. ..
Der Strukturwandel ist und war erfolgreich... Zechen werden Orte der Kultur, Halden zu Parks, Flächen zu Gewerbegebieten oder Hochschulen.
Das Revier hat sein Gesicht verändert, der Kohlenstaub hat interessante, neue Konturen freigesetzt.
Auch das möchten die Aktion Schachtzeichen und diese Ausstellung zeigen.
Sie möchten Vorurteile aufbrechen und aufklären, für was der Begriff Ruhrgebiet heute steht: Für qualitätsvolles Leben und Arbeiten an der Ruhr -
für die Region Ruhr eben - unsere Heimat.
Ich danke insbesondere Ihnen Herrn Auberg, Ihnen Herrn Schmidt und dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten wie auch den anderen Akteuren wie der Gustav-Heinemann-Gesamtschule und dem Kulturbetrieb für die aktive Unterstützung des Projektes und die Organisation dieser gelungenen Ausstellung, Glück auf!"
Fotos: Walter Schernstein
Kontakt
Stand: 27.05.2010
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