Archiv-Beitrag vom 09.12.2014Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft 2014 verliehen
Zwei herausragende Mülheimer Künstler geehrt
Der Kulturausschuss hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am 28. März 2014 auf Empfehlung des Vorbereitungsgremiums einstimmig beschlossen, den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr für das Jahr 2014 - Sponsor: Sparkasse Mülheim an der Ruhr – an Prof. Michael Kerstgens und den Förderpreis zum Ruhrpreis an Dagmar Geppert zu vergeben. Am Sonntag, 7. Dezember wurde der diesjährige Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft nun im Foyer der Sparkasse Mülheim an der Ruhr feierlich verliehen.
v.l.: Dagmar Geppert, Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, Prof. Michael Kerstgens und Sparkassenvorstand Martin Weck.
Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld sagte in ihrer Begrüßungsrede: "Mit dem Ruhrpreis verbindet sich seit seiner Stiftung das Anliegen, die Bedeutung, den Stellenwert von Kunst und Wissenschaft, noch stärker in das Bewusstsein der Bürger und Bürgerinnen zu rufen. Das Ziel des Preises ist, erbrachte Leistungen im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich zu würdigen, aber auch 'aufblitzende' Talente weiter zu fördern, um sie sozusagen zu Größerem zu ermuntern." Stadt und Kultur seien aufeinander angewiesen und beide wichtige Motoren von Innovation und Fortschritt in unserer Gesellschaft. "Und auf diesem gestalterischen Feld - als Schauspielerin im Theater und als international tätiger Fotograf und Hochschullehrer für Fotografie - wirken und gestalten unsere beiden diesjährigen Nominierten Dagmar Geppert und Professor Michael Kerstgens," so die OB.
Die gesamte Rede finden Sie zum Nachlesen unter "Ausgewählte Reden".
Der bekannte Kunstkurator Prof. Klaus Honnef, der unter anderem Helmut Newton zu einer ersten Ausstellung nach Deutschland holte und den Begriff des Autorenfotografen - zu dem sich auch Kerstgens zugehörig fühlt - prägte, sprach die Laudatio auf Michael Kerstgen und wusste viel über dessen Fotografien zu sagen.
Rubert Seidl vom Theater an der Ruhr, ehemaliger Intendant vom Moerser Schloßtheater war Laudator von Dagmar Geppert. "Sie hat keine Lust fraglos zu funktionieren. Sie nimmt die Wörter beim Wort," sagte Seidl in seiner Laudatio.
Beide Laudatoren würdigten die herausragenden künstlerischen Leistungen der beiden Ausgezeichneten in launiger und unterhaltsamer Art und Weise.
Die Entscheidung der Jury ist wie folgt begründet worden:
Prof. Michael Kerstgens
Mit der Vergabe des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft für das Jahr 2014 an Prof. Michael Kerstgens gilt es, ein künstlerisches Werk auszuzeichnen, das über viele Jahre mit bewundernswerter Konsequenz gewachsen ist.
Prof. Michael Kerstgens setzt seine Kamera in dem Bewusstsein ein, um gesellschaftlichen Randgruppen Beachtung zu geben. Er versteht sich dabei nicht als ein ausschließlich auf Objektivität gerichteter Dokumentarfotograf, sondern als Kunstschaffender, der in seinen Werken im weitesten Sinne auch eine politische Aussage zu transportieren sucht. Vielfältige Reisen haben dabei immer neue Aspekte menschlichen Lebens, aber auch Schicksale in den Fokus seiner Kamera gerückt. Seine Fotos sind eine Quintessenz aus dokumentarischen Ansichten und inszenierten Charakterstudien. Besonders herauszuheben ist seine über viele Jahre hinweg verfolgte Thematik der nach Deutschland eingewanderten russischen Juden, die unser Verständnis für den Wandel in unserer Gesellschaft, der sehr stark beeinflusst wird durch den Zuzug von Menschen aus vielen Ländern und Kontinenten, positiv beeinflusst hat. Auch sein aktuelles Buch „Cole not dole“ über die Bergarbeiterstreiks in England in den Jahren 1984/85 zeigt sehr eindrucksvoll, wie ein Prozess das Leben von vielen Menschen geformt und das Land verwandelt hat. Vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt werden seine Einzelausstellungen im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr sowie sein Fotografie-Projekt im öffentlichen Raum auf großformatigen Wahlplakatwänden mit Portraits geistig behinderter Menschen noch in guter Erinnerung sein.
Dagmar Geppert
Dagmar Geppert gibt den von ihr dargestellten Rollen die Gesichter vieler unterschiedlicher Menschen. Sie beweist in ihrer Rolle als alternde Diva Marlene in Roberto Ciullis Inszenierung „Clowns 2 ½“ den Mut zur Hässlichkeit. Die von ihr dargestellte Marie in Büchners „Woyzeck“ hingegen ist von einer betörenden Sinnlichkeit. Als bodenständige Kammerzofe Franziska in Lessings „Minna von Barnhelm“ wurde sie von der Presse als „komisches Ereignis“ gefeiert. Ob sie schreit oder zärtlich flüstert, jauchzt oder schluchzt, singt oder spricht, immer denkt sie, was sie sagt. Immer ist ihr die Wortdeutlichkeit, die Schönheit der Sprache, der Sinn des Gesprochenen wichtig. Dazu besitzt sie den Klang von zwei Stimmen: ein dunkles, sinnlich raues Sprechorgan und einen klaren Sopran. Als Zuschauer bedürfen wir der lebendigen Wahrheit der Dagmar Geppert, ihrer zarten Anmut, ihres ironischen Witzes, ihrer Poesie, ihres geheimnisvollen Zaubers, mit dem sie ihre Figuren zum Leben erweckt.
Darüber hinaus erteilt Dagmar Geppert den jungen theaterbegeisterten Mitgliedern des Jungen Theater an der Ruhr Sprach-, Atem- und Körpertraining.
Der Hauptpreis ist mit 3.000 Euro, der Förderpreis mit 2.500 Euro dotiert.
Gesponsert wird der Preis von der Sparkasse Mülheim.
Weitere Informationen zum Ruhrpreis und zu den diesjährigen Preistragenden finden Sie im Kulturportal.
Kontakt
Stand: 22.12.2014
[schließen]
Bookmarken bei
Facebook
Twitter
Google
Mister Wong
VZ Netzwerke
del.icio.us