Gesichter im Ehrenamt: Sport von Kindesbeinen an
Über 40 Jahre Ehrenamt und noch lange nicht müde
Seit sie denken kann, macht Nanni Sport. Schmunzelnd erzählt sie, wie ihre Mutter sie und ihre Schwester Lotti in den Turnverein geschickt hat, weil man dort zwei Mal die Woche duschen konnte für eine Mark im Monat. "Zuhause hatte man ja keine eigene Dusche." Im Gegensatz zu ihrer Schwester blieb sie dem Sport immer treu. Wenn man sie heute fragt, was dieser in ihrem Leben bedeutet, sagt sie "Sport ist mein Leben."
Nanni Silbernagel - Ein Gesicht im Ehrenamt (Foto: Stephan Glagla, pottMEDIA)
Ihr Engagement an der Hölterschule begann sie, als dort Lehrermangel insbesondere für den Sportunterricht herrschte. "Da wurde Personal mit Übungsleiterschein gesucht und dann habe ich mich einfach beworben", erzählt die ehemalige Leichtathletin. Seitdem ist sie an der Grundschule, beziehungsweise besser gesagt in der Turnhalle der Schule, nicht mehr wegzudenken. Seit etwa zwei Jahren trägt die Halle als Anerkennung für Nannis Einsatz ihren Namen. Diese Auszeichnung rührt sie zwar sehr, ist ihr aber längst nicht das Wichtigste. "Ich bin einfach froh, dass ich noch hier sein darf und mit den Kindern arbeiten kann", sagt sie.
Benachteiligte Kinder liegen ihr am Herzen
"Für uns ist Nanni natürlich eine große Unterstützung, insbesondere auch weil ihr die vielleicht etwas benachteiligten Kinder besonders am Herzen liegen", sagt Renate Heuser, Leiterin der Hölterschule. "Sie versucht jedes einzelne Kind zu motivieren weiterzumachen und sich zu verbessern. Sie hat eben nicht nur ein Auge auf die Besten und Schnellsten." Wenn jemand viel Talent mitbringt, ist es für ihn nicht so schwierig, sich zu verbessern", erklärt Nanni.
Die rüstige Seniorin erinnert sich aber auch an Zeiten, wo die Hölterschule noch keine eigene Sporthalle hatte: "Da sind wir immer mit dem Bus bis nach Styrum oder Saarn gefahren. Und im Sommer ging es immer auf den Sportplatz."
Noch heute ist sie mit den Kindern gerne draußen an der frischen Luft. Denn auf ausreichende Bewegung der Schülerinnen und Schüler achtet die ehemalige Leistungssportlerin besonders. Schon in den Sommerferien schmiedet sie mit den Sportlehrerinnen und Lehrern gemeinsam Pläne für das neue Schuljahr.
Lieblingsdisziplinen: Laufen und Weitsprung
Auch Geräteturnen hat Nanni früher gern gemacht. Ihre Lieblingsdisziplinen waren aber Laufen und Weitsprung. Ihre ehemalige Laufgruppe hat ihr im Mülheimer Witthausbusch sogar mal einen eigenen Streckenabschnitt gewidmet, die "Nanni-Kurve". "Da hing viele Jahre ein Schild am Baum", erzählt sie. Wie viel Freude Leichtathletik macht, möchte sie auch den Schülern und Schülerinnen weitervermitteln. Wenn sie nicht mit ihnen auf den Platz gehen kann, entwickelt sie einfach selbst Möglichkeiten, dies auch in der Halle zu trainieren. Da wird ein Zugluft-Stofftier kurzerhand zur Absprungmarke für den Weitsprung und Tennisbälle werden mit Flatterband präpariert, damit sie in der Halle nicht zu weit fliegen.
Was Nanni an Zeit und Engagement investiert, geben ihr die Kinder gleich tausendfach zurück, betont sie. Die Arbeit hat ihr durch so manche schwere Zeit geholfen und auch persönliche Schicksalsschläge überwinden lassen. "Die Kinder haben mich immer aufgefangen", erinnert sie sich nachdenklich. Zudem hält sie das Arbeiten mit jungen Menschen körperlich und geistig fit. "Ich kann das anderen nur empfehlen. In solchen Situationen mit Menschen zusammenzukommen und sich nicht zu verkriechen, ist wichtig." Deshalb will sie auch am Ball bleiben, so lange wie es eben geht und "man mich lässt", sagt sie.
Marianne "Nanni" Silbernagel, 92 Jahre alt
Im Mülheimer Sport gibt es sicherlich viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, aber kaum jemand kann eine ähnlich lange Tätigkeit aufweisen wie Marianne "Nanni" Silbernagel. Die 92-Jährige unterstützt seit mehr als 40 Jahren den Sportunterricht an der Grundschule Hölterstraße und ist zudem auch noch für ihren Sportverein, den TV Eppinghofen, im Bereich Kinder- und Frauenturnen aktiv. So verbringt sie täglich mindestens drei bis vier Stunden in der Sporthalle. "Eigentlich bin ich jeden Tag gut beschäftigt, nur sonntags ist es immer etwas langweilig" sagt die gebürtige Emmericherin.
(Text: Mareike Lickfeld, pottMEDIA)
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Stand: 21.06.2018
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