Archiv-Beitrag vom 15.07.2015Arzneispuren und zu viel Nitrat
Wasserversorger bewerten Entwicklung kritisch
Laut BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft lassen überdüngte Böden in vielen Regionen Deutschlands die Nitratwerte im Grundwasser ansteigen. Der Verband kritisierte dieser Tage in einer Pressekonferenz zum Thema „Wasserqualität in Gefahr?“ die massiven Verzögerungen bei der Nitrat-Reduzierung, die laut EU-Richtlinie umzusetzen sei. Zahlreiche Wasserversorger stünden vor dem Problem, dass sie den in der Trinkwasserverordnung für Nitrat geltenden Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) nur durch Notlösungen - etwa das Mischen mit unbelastetem Wasser - unterschritten.
RWW kann die Kritik nachvollziehen, gibt aber gleichzeitig Entwarnung für ihre Kunden. Aktuelle Messungen zeigen in allen Wasserwerken Werte im Trinkwasser, die zum Teil deutlich unter 50 Miligramm pro Liter liegen. Dies ist in den Grundwasserwerken im Münsterland vor allem auf die großen Entnahmetiefen aus bis zu 120 Metern Tiefe zurückzuführen. Allerdings weist das oberflächennahe Grundwasser in einigen Bereichen höhere Nitratgehalte auf. RWW beobachtet die dortige Entwicklung bereits sehr kritisch. Grundsätzlich können aber alle Kunden sicher sein, dass der Versorger auch künftig Trinkwasser liefern wird, das den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht.
Auch aus Sicht von RWW geht der aktuelle Entwurf der Düngeverordnung nicht weit genug. Die Maßnahmen sind nicht ausreichend, um mit Blick auf den hohen Nährstoffdruck in der Landwirtschaft das flächendeckende Ziel eines Nitratwertes von kleiner 50 mg/l auch im oberflächennahen Grundwasser zu erreichen. RWW ist in verschiedenen Gremien unter anderem beim DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches vertreten und setzt sich gemeinsam mit anderen Wasserversorgern intensiv mit dem Thema Nitrat auseinander. Aus Sicht der Versorger sei es wichtig, dass neben einer betriebsbezogenen Bilanzierung aller umweltrelevanten Stickstoffmengen auch eine Begrenzung der organischen Stickstoffdüngung streng an dem Pflanzenbedarf ausgerichtet werde. Auch müsse die Einhaltung der Regeln durch eine konsequente Überwachung und nachhaltige Beratung der Landwirte begleitet werden.
"Mülheimer Verfahren" sehr effektives Multi-Barrieren-System
Auch zum Thema Arzneimittel können RWW-Kunden beruhigt sein. Regelmäßige Trinkwasseranalysen zeigen, dass die im Ruhrwasser nicht selten nachgewiesenen Spuren von Arzneimitteln im Trinkwasser nicht mehr nachweisbar sind. Das „Mülheimer Verfahren“ ist ein sehr effektives Multi-Barrieren-System, um Mikroverunreinigungen von Oberflächengewässern effektiv zurückzuhalten, auch organische Spurenstoffe wie Arzneimittel. Trotz der zuverlässigen Aufbereitung sieht der Versorger aber einen Schwerpunkt im vorbeugenden Gewässerschutz. Denn über den Abwasserpfad gelangen Rückstände von Arzneimitteln beziehungsweise deren Abbauprodukte in Gewässer. Hier gilt es künftig, das Verursacher- und Vorsorgeprinzip zu beachten. Denn würden diese Stoffe bereits an der Quelle zurückgehalten beziehungsweise richtig entsorgt, gelängen sie erst gar nicht in den Wasserkreislauf und müssten somit auch nicht entfernt werden.
Der BDEW ging in seiner Pressekonferenz unter anderem ein auf die Themen „Neuer Entwurf der Dünge-Verordnung: Stillstand oder Fortschritt bei der Bekämpfung der Nitratbelastung?“ und „Medikamenten-Rückstände – Deutschland braucht eine neue Arzneimittel-Strategie“.
Hier können Sie die Stellungnahme des DVGW vom 30. Januar 2015 zum Entwurf der Düngeverordnung nachlesen.
Informationen auch auf der RWW-Seite.
Stand: 15.07.2015
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