Archiv-Beitrag vom 27.09.2016Thyssenbrücke: Im "Verborgenen" wird bereits gebaut
OB Scholten ließ sich das „technisch hochkomplizierte“ Bauwerk erläutern
Baustellenbesichtigung an einem der technisch kompliziertesten Projekte der Stadt: Oberbürgermeister Ulrich Scholten ließ sich von Baudezernent Peter Vermeulen und den städtischen Brückenbauingenieuren Horst Chluba und Ralf Grunert den Stand der Arbeiten für den Neubau der Thyssenbrücke erläutern. Gleich zu Anfang wurde deutlich: Aufgrund der Lage – vielbefahrene Straßen, breite Deutsche Bahn (DB)- und Werksbahntrasse, reichlich zu verlegende Ver- und Entsorgungsleitungen – ist dieses Projekt „eines der technisch anspruchsvollsten das wir je gebaut haben“, so Projektleiter Ralf Grunert.
Brückenbauingenieur Ralf Grunert (rechts) erläutert OB Scholten (2.v.r.) den "Brückenschlag" über die DB-Trasse.
Fotos: Volker Wiebels
Zum Hintergrund:
Der Bau der Thyssenbrücke erfolgte 1909. Ausgelegt war sie damals für eine 24-Tonnen-Dampfwalze. Die Übernahme der Brücke durch die Stadt erfolgte nach der Novellierung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes am 1. Januar 1994. Wie sich herausstellte: ein verhängnisvolles Erbe.
1999 musste die Brücke bereits aufwendig saniert werden und wurde mit einem Stabbogen zur Entlastung des Stahlfachwerkes verstärkt.
2008 wurden Querschnittsminderungen an der Brücke festgestellt und weitere Sanierungsarbeiten an der Stahlbeschichtung und der Dichtung der Brücke ausgeführt, es folgten anschließend erste Überlegungen zum Bau einer neuen Brücke.
2010 erfolgten wiederholte statische Untersuchungen der Stahlkonstruktion durch einen Prüfingenieur, zusätzlich gab es jährliche Sonderprüfungen und die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für einen Brückenneubau.
Unterwegs auf der neuen Baustraße: v.r.n.l. OB Ulrich Scholten, Baudezernent Peter Vermeulen, Tiefbauamtsleiter Horst Chluba, Brückenbauingenieur Ralf Grunert, OB-Mitarbeiter Jörn Sprenger.
Im Sommer 2011 wurde eine finanzielle Beteiligung der Bezirksregierung und der Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr in Aussicht gestellt.
Der Planungsbeschluss zu Neubau der Thyssenbrücke durch den Planungsausschuss wurde am 26. Juni 2012 gefasst.
Nach einer weiteren Sonderprüfung im Mai 2012 besagt ein neues Gutachten vom 21. Juni 2012, dass die Tragfähigkeit der Brücke unter Eigengewicht „wahrscheinlich über das Jahr 2015 hinaus nicht mehr bestätigt werden kann“.
Durch die Konstruktion der Brücke aus vielen zusammengesetzten Bauteilen, und nicht zugänglichen Bereichen, ist eine Sanierung oder Erneuerung in bestimmten Bereichen der Brücke ausgeschlossen.
Zur Entlastung der Brücke wurde daher das Befahren mit Fahrzeugen über 7,5 Tonnen verboten.
Was ist bislang geschehen:
Mittlerweile ist eine Baustraße auf dem Gelände der Friedrich-Wilhelms-Hütte (ist hier Grundstückseigentümer) fertiggestellt, über die die zukünftige Baustelle erreicht werden kann. Vorausgegangen waren Rodungsarbeiten und Leitungsverlegungen.
Für den Neubau der Brücke muss das bestehende mit der Stromversorgung für die Straßenbahn an der Kreuzung Oberhausener Straße/Hauskampstraße als vorbereitende Maßnahme entfernt und rund 60 Meter weiter nördlich neu errichtet werden. Dazu wurde ab Mitte Mai die stadtauswärtsführende Fahrspur einschließlich Gehweg gesperrt und der Straßenverkehr an der Baustelle vorbeigeführt.
„Mehr als bei jeder Baustelle zuvor müssen hier alle Planungen minutiös ineinandergreifen“, machte Baudezernent Peter Vermeulen deutlich. „Der Neubau erfolgt unter laufendem Bahnverkehr; das ist schon eine große Herausforderung“.
Blick in die Zukunft:
- Hauptausschreibung wurde europaweit veröffentlicht; Auftragsvergabe noch in diesem Jahr
- Baubeginn in Straßen- und Stützwandbereich im Februar 2017
- Herstellung der Gründung und der Pfeiler und Widerlager der Brücke in 2017
- Montage der Brückenträger in den Osterferien 2018
- Rückbau der alten Brücke in den Herbstferien 2018
- Verkehr wird immer, bis auf einige kurze Vollsperrungen bei Gleisarbeiten, wechselseitig, einspurig durch den Baustellenbereich geführt
Kontakt
Stand: 27.09.2016
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