Archiv-Beitrag vom 08.11.2010Ehrenspangen an vier verdiente Mülheimer

Archiv-Beitrag vom 08.11.2010Ehrenspangen an vier verdiente Mülheimer

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld verlieh am Sonntag, 7. November 2010, im Rahmen einer Feierstunde in der Stadthalle 

Paritosh Kundu
Gerd Weinfurth
Klaus Wichmann und
Ursula Zeitnitz

für ihre besonderen Verdienste um die Stadt Mülheim an der Ruhr die Ehrenspange der Stadt Mülheim an der Ruhr.

Ehrenspangenverleihung an Klaus Wichmann, Ursula Zeitnitz, Gerd Weinfurth und Paritosh Kundu. 07.11.2010 Foto: Walter Schernstein

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (Mitte) und die Ausgezeichneten (von links) Ursula Zeitnitz, Klaus Wichmann, Gerd Weinfurth und Paritosh Kundu bei der Ehrenspangenverleihung in der Stadthalle. (Foto: Walter Schernstein)

 

Dagmar Mühlenfeld würdigte in ihrer Rede die vier Ausgezeichneten und deren herausragendes Engagement: "Die Vielfalt ehrenamtlicher Arbeit in unserer Stadt spiegelt sich auch in den Tätigkeitsfeldern der heute Auszuzeichnenden wider," so die OB. "Wir ehren heute mit Ursula Zeitnitz und Paritosh Kundu zwei Menschen, die sich über viele Jahre hinweg kommunalpolitisch im Rat, in Ausschüssen, in der Bezirksvertretung und als sachkundige BürgerInnen eingemischt haben...", heißt es weiter in ihrer Laudatio. Mit Gerd Weinfurth und Klaus Wichmann käme sie darüber hinaus zu zwei Menschen, "die auf ganz anderen und unterschiedlichen Gebieten unsere Stadt bereichert haben – und noch immer bereichern: Gerd Weinfurth leitet seit 20 Jahren die Alzheimer Selbsthilfegruppe in Mülheim an der Ruhr... und Klaus Wichmann unterstützt seit rund 17 Jahren mit herausragendem persönlichem Engagement die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT)...".

Die gesamte Rede von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zur Verleihung der Ehrenspangen 2010 finden Sie unterhalb des Textes.

 

Die Ehrenspange der Stadt Mülheim an der Ruhr wird einmal jährlich für ein außergewöhnliches bürgerschaftliches Engagement im Dienste der in ihr lebenden Menschen verliehen. Der Rat der Stadt entscheidet über die Verleihung.

 


Rede der Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld
zur Verleihung der Ehrenspangen 2010
am Sonntag, 07. November 2010, Stadthalle

***


Sehr geehrte Herren und Damen,
verehrte Gäste,

zur heutigen Feierstunde anlässlich der Verleihung der Ehrenspangen der Stadt Mülheim an der Ruhr heiße ich Sie herzlich willkommen!

Ich begrüße - soweit anwesend -
Frau Bürgermeisterin aus der Beek,
Herrn Bürgermeister Püll,
die Bezirksbürgermeister sowie die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen des Rates der Stadt, der Bezirksvertretungen und der Parteien...
die Mülheimer Mandatsträger in den überörtlichen Gremien,
die anwesenden Mitglieder des Verwaltungsvorstandes;
die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der örtlichen Medien

und – besonders herzlich – die heute Auszuzeichnenden:

Paritosh Kundu
Gerd Weinfurth
Klaus Wichmann und
Ursula Zeitnitz

als künftige EhrenspangenträgerInnen.

Ihnen unseren Dank und unsere Anerkennung auszusprechen, ist der Anlass, der uns heute zusammenführt.

Danken möchte ich an dieser Stelle auch dem jungen Künstler und den jungen Künstlerinnen, die den heutigen Empfang musikalisch umrahmen: Ludwig Thomas (Flöte), Clara Schepp (Violine), Wiebke Heinzen (Viola) und Bence Slajher (Cello) von unserer Musikschule. Auch Euch ein herzliches Willkommen!

 Anrede

Wir haben in Deutschland etwa 100.000 Vereine, Verbände und Organisationen, in denen sich rund ein Drittel unserer Bevölkerung engagiert. Die meisten Ehrenamtlichen erhalten für ihren Einsatz viel zu wenig Aufmerksamkeit, obwohl sie durch ihr Wirken die sozialen, sportlichen, gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Strukturen unserer Gesellschaft tragen.

Selten ist uns nämlich wirklich bewusst, wie sehr diese Menschen unser tägliches Leben mit ihren Kenntnissen und Talenten bereichern, ohne nach materieller Anerkennung zu fragen. Sie tun es aus ganz unterschiedlichen, eigenen Motiven heraus. Und doch hat die Bereitschaft, einen Beitrag für unser Gemeinwesen zu leisten, neben dem individuellen einen weiteren Aspekt: Dieses vielfache, vielfältige und freiwillige Engagement für andere ist ein Gradmesser für die Reife unserer Gesellschaft – und ehrenamtliche Arbeit ist ihr unverzichtbares Element.

 Anrede

Menschen, die sich ehrenamtlich und freiwillig für andere einsetzen, sind keine Lückenbüßer eines sich zurückziehenden Sozialstaates! Das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen. Der Staat darf sich nicht aus seiner Verantwortung für die Daseinsvorsorge verabschieden. Aber es gibt Aufgaben und Herausforderungen, die unsere Dienstleistungsgesellschaft weder kaufen noch bezahlen kann: Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Solidarität sind solch unbezahlbare Werte. Sie können weder durch Gesetze, noch durch Verordnungen erzwungen werden.

Ein aktives Ehrenamt ist deshalb der Ausdruck einer intakten Gesellschaft und eines intakten menschlichen Zusammenlebens. Und dieses bürgerschaftliche Engagement findet überwiegend auf kommunaler Ebene statt.  Auch in unserer Stadt übernehmen ehrenamtlich arbeitende Menschen Verantwortung. Ob in der Kommunalpolitik, in der aktive Mitarbeit im Verein oder einer Institution oder auch in Projekten. Sie tragen mit ihrem Engagement maßgeblich zur Lebensqualität, zum sozialen Frieden und zum menschlichen Angesicht unserer Stadt bei.

Sie tun dies, indem sie - zum Teil über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg - ihre Zeit, ihre Kraft, ihr Können und ihre Kreativität für andere einsetzen.

Die Vielfalt ehrenamtlicher Arbeit in unserer Stadt spiegelt sich auch in den Tätigkeitsfeldern der heute Auszuzeichnenden wider:

Wir ehren heute mit Ursula Zeitnitz und Paritosh Kundu zwei Menschen, die sich über viele Jahre hinweg kommunalpolitisch im Rat, in Ausschüssen, in der Bezirksvertretung und als sachkundige BürgerInnen eingemischt haben.

Großes persönliches Engagement war vonnöten, um allen Anforderungen, die an die sie gestellt wurden, gerecht zu werden. Nicht immer gab es auch dafür das verdiente Lob und die Anerkennung, die berechtigt gewesen wäre. Im Gegenteil: Kritik von außen gab es immer genug. Gemeckert wurde viel, sinnvolle Alternativen, von denen, die es scheinbar besser wussten, blieben rar.

Dennoch haben Ursula Zeitnitz und Paritosh Kundu in den vergangenen Jahren an vielen für die Zukunft der Stadt wichtigen Themen mitgearbeitet. Sie haben Entscheidungen mitgetroffen, zum Teil nach quälend langen Beratungen. Sie haben auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernommen und getragen.

Anrede

Der gesellschaftspolitische Druck, der auf den kommunalpolitischen VertreterInnen lastet, wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer größer. Er war ablesbar an den immer stärker von außen auf uns wirkenden Effekten wie:
- Gefährdung der kommunalen Selbstverwaltung
- Gefährdung der kommunalen Daseinsvorsorge bei
- Zunehmend fehlenden Gestaltungsmitteln und Gestaltungsspielräumen.

Um dieser schwierige Aufgabe gerecht zu werden, brauchen wir die Wertschätzung seitens der Landes- und Bundespolitik für die vor Ort zu leistende politische Arbeit. Und wir brauchen die Anerkennung der MülheimerInnen. Schließlich beginnt das Lernen von Demokratie vor der Haustür. Hier findet die unmittelbare Berührung der BürgerInnen mit demokratischen Entscheidungsprozessen statt.

Diese Tatsache hat nachhaltige Konsequenzen für die Arbeit aller Fraktionen und ihrer Stadtverordneten. Diese haben Vorbildfunktion. Ursula Zeitnitz und Paritosh Kundu waren sich dessen bewusst und haben sie ganz individuell ausgefüllt. Sie haben sich jede/r auf seine Weise dort eingemischt, wo es ihnen möglich war, um das Beste für unsere Stadt zu erreichen.

Mit ihrem Engagement haben sie dazu beigetragen, unsere Stadt nach vorne zu bringen. Das Wohl unserer BürgerInnen hat über viele Jahre im Mittelpunkt ihres politischen Handelns gestanden.

Ursula Zeitnitz war von Oktober 1994 bis Oktober 2004 und von März 2008 bis Oktober 2009 Mitglied im Rat der Stadt. Ob Ausschuss für Gesundheit und Soziales, Jugendhilfeausschuss, Schulausschuss, Kreiswahlausschuss, Sportausschuss oder Aufsichtsrat der MST – Ursula Zeitnitz arbeitete sich in die komplexen und zeitintensiven Themen ein und half mit ihrer Sachkunde, Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus brachte sie sich von Dezember 2004 bis September 2006 als sachkundige Bürgerin ein.

Paritosh Kundu war von August 1991 bis Oktober 1999 Mitglied im Rat der Stadt. Anschließend war er bis 2009 als Bezirksvertreter im Einsatz. Planungsausschuss, Schulausschuss, Kulturausschuss und der Beirat für ausländische EinwohnerInnen, der spätere Integrationsrat, konnten auf sein Engagement zählen. Als sachkundiger Bürger unterstützte er die Meinungsbildung in unserer Stadt zudem von Oktober 1990 bis Mai 1991.

Ich komme nun mit Gerd Weinfurth und Klaus Wichmann zu zwei Menschen, die auf ganz anderen und unterschiedlichen Gebieten unsere Stadt bereichert haben – und noch immer bereichern: Gerd Weinfurth leitet seit 20 Jahren die Alzheimer Selbsthilfegruppe in Mülheim an der Ruhr. Sein Zugang zu dieser Gruppe war ein ganz persönlicher: Als seine Frau Maria an dieser immer noch unheilbaren Gehirnstörung erkrankte, suchte Herr Weinfurth kurz nach der Gründung der Mülheimer Selbsthilfegruppe dort selbst Rat und Hilfe.

Im Kreise der Betroffenen konnte und kann man sich bis heute austauschen über die Symptome dieser Krankheit, die auch für die Angehörigen zu einer immensen Belastung werden. Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung der Betroffenen machen ein normales Alltagsleben unmöglich.

 Anrede

1,2 Millionen Menschen leiden derzeit in Deutschland an der Alzheimer-Krankheit. Jedes Jahr sind mehr als 200.000 Menschen von der Diagnose betroffen. Vor allem hochaltrige  Menschen erkranken daran. Da die vielen Selbsthilfegruppen vor Ort mit Sachverstand und dem nötigen Mitgefühl für viele Angehörige und Betroffene da sind, kommt ihnen eine große Bedeutung zu. So auch in Mülheim an der Ruhr, einer Stadt, die ja für ihren hohen Altersdurchschnitt bekannt ist.

Seit 1990 leitet Gerd Weinfurth als kompetenter, erfahrener, zuvorkommender und stets ansprechbarer Fachmann die Mülheimer Alzheimer-Selbsthilfegruppe. Seitdem sammelt er Informationen rund um die Krankheit, er berät über wichtige Anlaufstellen und setzt alles dran, das Thema „Alzheimer“ in der Öffentlichkeit zu enttabuisieren.

Die Gruppenmitglieder schätzen an ihm vor allem sein persönliches Engagement für betroffenen Familien. Er begleitet die Angehörigen und Betroffenen von der ersten Diagnose an. Er steht ihnen mit Herz und Fachwissen während des gesamten Krankheitsverlauf und darüber hinaus zur Seite. Immer auf Augenhöhe und immer bereit, sein enormes Erfahrungswissen weiterzugeben.

Darüber hinaus unterstützte Gerd Weinfurth die Gründung der „Alzheimer Gesellschaft Duisburg“ im Jahr 2000. Seit 2001 organisiert Herr Weinfurth für die Alzheimer-Gesellschaft betreute Urlaube, an denen Alzheimer-PatientInnen und deren Angehörige teilnehmen können. Und auch im Landesverband der Alzheimer Selbsthilfe ist er aktiv.

Auf seine Initiative hin gründete sich in Mülheim im September 2007 das „Netzwerk Demenz“. Ein Höhepunkt seines Schaffens war sicher die Gründung der „Alzheimer Gesellschaft e.V. Mülheim“ im Februar 2010, die er als initiierendes Gründungsmitglied vorantrieb. 

Gerd Weinfurth ist außerdem seit zehn Jahren ehrenamtlicher „Grüner Herr“ im von der Diakonie getragenen „Haus Ruhrgarten“.

Sein umfangreiches Engagement wurde mit dem „Sozialpreis 2004 des Rotary-Clubs Mülheim-Uhlenhorst“ ausgezeichnet. Und 2007 wurde er von den WAZ-LeserInnen mit dem dritten Platz der „Helden im Alltag“ geehrt. Ich habe mich sehr gefreut, ihm im Rahmen meines Bürgerempfangs zu dieser von der RWW gesponserten Ehrung zu gratulieren.

Klaus Wichmann unterstützt seit rund 17 Jahren mit herausragendem persönlichem Engagement die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT). Unmittelbar nach der Gründung des Runden Tisches gegen Ausländerfeindlichkeit durch Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern Anfang Juni 1993 stellte sich Herr Wichmann in den Dienst dieser bürgerschaftlichen Vereinigung.

Er war maßgeblich an der Erarbeitung der „Mülheimer Erklärung“ beteiligt und entwickelte danach viele Aktivitäten, Kampagnen und das öffentliche Auftreten dieses Runden Tisches. Die meisten der bislang durchgeführten Projekte, die Plakataktionen und Wettbewerbe wurden von ihm erdacht, geprägt und ehrenamtlich entwickelt.

Die MIT liegt Klaus Wichmann so sehr am Herzen, dass er ihr auch persönlich erhaltene Preisgelder spendete und Bilder stiftete, deren Versteigerungserlöse der Initiative zugute kamen.

Klaus Wichmann stellt sich mit großem Engagement in den Dienst der guten Sache. Er möchte das Miteinander der Menschen in unserer Stadt nachhaltig und bleibend verbessern. Dazu nutzt er seine vielen Kontakte und scheut auch nicht davor zurück, auf Pflichten hinzuweisen, mit denen jede/r an der Umsetzung dieses besseren Miteinanders beitragen kann.

Das von ihm gemeinsam mit der Heinrich-Thöne-Volkshochschule 2008 gestartete Projekt „Migration und Geschichte“ ist die konsequente Fortführung dieses Engagements. Und wer die höchst professionelle und ansprechend gestaltete Homepage einmal angeklickt hat, wird schnell verstehen, warum wir Herrn Wichmann heute für seinen Einsatz für gegenseitiges Verstehen und Verständnis auszeichnen.  

 Anrede

Lassen Sie mich zum Abschluss noch einen besonderen Dank an diejenigen unter Ihnen aussprechen, die zu der Arbeit, die wir heute auszeichnen, direkt oder indirekt, einen wichtigen Beitrag leisten: Ich meine die Partner, Partnerinnen, die Angehörigen und Wegbegleiter der Ehrenamtlichen... Ich freue mich, dass viele von ihnen heute als persönliche Gäste der Ausgezeichneten gekommen sind.

Ohne Familie, ohne Freunde, die das ehrenamtliche Engagement mit unterstützen, wäre es für viele Ehrenamtler ungleich schwieriger, ihre Aufgaben wahrzunehmen. Also auch Ihnen, den Angehörigen und Freunden herzlichen Dank!

Ich möchte nun gerne die Urkunden und die Ehrenspangen überreichen.

 

Kontakt


Stand: 08.11.2010

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