Archiv-Beitrag vom 21.12.2012Mülheimer Seniorendienste
Neue Wege in der Nachwuchssuche
Wenn die Schüler nicht zu uns kommen, dann gehen wir zu ihnen: Auf diese kurze Formel lässt sich das neue Projekt der Mülheimer Seniorendienste mit der Koordinierungsstelle Integration und dem U25-Haus der Stadt Mülheim bringen. Ziel: neue Auszubildende gewinnen. Erste Erfahrungen: vielversprechend.
Mit im Boot sitzen verschiedene Schulen aus Mülheim und Weiterbildungsträger. Nachwuchssorgen. Dieses Gefühl ist nicht neu für das Team der Mülheimer Seniorendienste. Wer soll künftig alte Menschen pflegen und betreuen? Für neue und auch unkonventionelle Wege bei der Nachwuchssuche sind die Mitarbeiter um Geschäftsführer Heinz Rinas bekannt. 2011 machten sie mit dem Projekt „Examina“ von sich reden. Praktikanten aus Rumänien erhielten damit die Chance zur Qualifizierung für den deutschen Pflegebereich. „Examina“ war ein großer Erfolg. Nun läuft das Projekt „Schule“ – und die Resonanz übersteigt die Erwartungen.
„Haus Gracht“ im Dezember 2012. Knapp 20 Schülerinnen und Schüler lauschen gespannt den Worten von Tanja Reuss. Sie erzählt von der Arbeit in den Altenpflege. Über die Ausbildung berichtet sie und darüber, dass die Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen zwar anstrengend sein kann, zugleich aber auch sehr schön ist. Tanja Reuss koordiniert die Praxisanleiter bei den Mülheimer Seniorendiensten. Diese Praxisanleiter schulen unterstützen die Auszubildenden bei der täglichen Arbeit mit den Seniorinnen und Senioren. Reuss ist also ganz nah dran an der Ausbildung in der Altenpflege. Und deshalb hören die 16- bis 18-Jährigen ihr so gespannt zu.
Vom Berufskolleg Stadtmitte und der Gustav Heinemann- Gesamtschule kommen sie, von der Weiterbildungsgesellschaft BBWE und vom Zentrum für Ausbildung und Qualifikation Oberhausen. Schüler der Mülheimer Realschule Stadtmitte sind ebenso dabei wie jene der Hauptschule Hexbachtal. Sie alle werfen an diesem Tag einen Blick hinter die Kulissen, hinein in den Alltag der Altenpflege. Sie erzählen von eigenen Erfahrungen mit pflegebedürftigen Angehörigen und haben vor allem eines: jede Menge Fragen.
"Wir brauchen mehr Auszubildende mit Migrationshintergrund"
Neben Tanja Reuss sitzen Sascha Coenen und Özay Vural. Coenen arbeitet im Projektmanagement der Mülheimer Seniorendienste, Vural ist von der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Mülheim, wo man sich mit der Situation der Migranten beschäftigt. Und auf diese setzen die Mülheimer Seniorendienste ganz besonders ihre Hoffnungen. „Vor dem Hintergrund einer kulturell und ethnisch vielfältiger werdenden Stadtgesellschaft brauchen wir mehr Auszubildende mit Migrationshintergrund“, betont Sascha Coenen. Schließlich gebe es in Mülheim immer mehr Ältere und Pflegebedürftige, die keine deutschen Wurzeln haben. „Dass es so gut anläuft, hätten wir nicht gedacht“, stellt Vural fest. Vor rund einem halben Jahre hatten Coenen und er sich zum ersten Mal über das Schulprojekt unterhalten. Schnell machten sie zusammen mit Tanja Reuss sprichwörtlich Nägel mit Köpfen. Mitte September waren die ersten sechs Schüler von der Hauptschule Bruchstraße im „Haus Gracht“ zu Gast. „Vier von ihnen haben sich spontan zu einem Praktikum bei den Mülheimer Seniorendiensten entschlossen“, erinnert sich Sascha Coenen. „Im November haben sich dann zwei dieser Praktikanten um eine Altenpflegeausbildung bei uns beworben.“ Dieser Erfolg spornte an. Seit Mitte November ist das U 25-Haus mit im Boot.
Das Team dieser Anlaufstelle für unter 25-Jährige rund um Ausbildung und Beruf, organisierte den erfolgreichen Infotag im Dezember im „Haus Gracht“. „Acht unserer Gäste haben sich übrigens noch am selben Tag um einen Ausbildungsplatz für 2013 bei uns beworben“, erzählt Coenen stolz.
Ausbildung noch attraktiver machen
Das Team der Mülheimer Seniorendienste möchte zugleich die Ausbildung noch attraktiver machen. Dazu wird die Kooperation mit den Fachseminaren und der Hamburger Fernfachhochschule ausgebaut. „Dann können unsere Azubis parallel zu ihrer Ausbildung
am dualen Studiengang Health Care Studies“ teilnehmen“, freut sich Tanja Reuss.
„Und es geht noch weiter“, kündigt Reuss an. Im Januar sind die Seniorendienste bei den Projekttagen der Realschule Stadtmitte dabei. Derzeit laufen vertiefende Gespräche mit den Mülheimer Realschulen. Ziel: feste Kooperationen, um Jugendliche für eine Ausbildung in der Altenpflege zu interessieren. „Im Februar wollen wir uns auf der Kinderberufsmesse der Max Kölges-Schule im Dichterviertel präsentieren“, erzählt Coenen. Schließlich: Wenn die
Schüler nicht zu uns kommen, dann gehen wir eben zu ihnen.
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Stand: 21.12.2012
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