Archiv-Beitrag vom 28.01.2015RuhrKunstMuseen bilden "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz"

In Nordrhein-Westfalen leben 300.000 Menschen mit Demenz. Ihnen ein ganz normales Leben zu ermöglichen, ist Ziel des bundesweiten Projekts „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“. Das Lehmbruck Museum möchte seinen Beitrag dazu leisten und andere RuhrKunstMuseen dabei unterstützen, ein möglichst breites Führungsangebot zu etablieren. Hierfür setzen die Initiatoren auf Netzwerktreffen von sozialen Einrichtungen wie Demenz-Servicezentren oder Alzheimergesellschaften und Kunstvermittlern. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das Projekt für zwei Jahre.

Mit wachen Ohren lauschen rund 50 Kunstvermittler, Altenpfleger und Alzheimer-Selbsthilfegruppen Projekt-Koordinatorin Sybille Kastner, als sie bei einem ersten Treffen schildert, was es bei einer Führung für Menschen mit Demenz zu beachten gilt. Die Kunstvermittlerin organisiert seit sieben Jahren ein entsprechendes Angebot im Lehmbruck Museum. Damit gehört das Haus zu den Pionieren einer Kunstvermittlung, die sich an den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz ausrichtet. Nun möchte das Lehmbruck Museum seine Erkenntnisse mit anderen RuhrKunstMuseen teilen und vernetzt sie mit sozialen Partnern.

Seit sieben Jahren führt Sybille Kastner (l.) Menschen mit Demenz durch Museum

Seit sieben Jahren führt Sybille Kastner (links) Menschen mit Demenz durchs Museum. (Foto: Michael Hagedorn, Lehmbruck-Museum)

Kastner erklärt, warum sie, Elke Riedemann vom Demenz-Servicezentrum westliches Ruhrgebiet und die „Dementis“, eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Demenz, das Projekt gemeinsam initiiert haben: „Der Kern des Projekts ist der Netzwerkgedanke. Der Austausch von zwei parallelen Netzwerken, die im Grunde schon existieren, das ist zum einen das Netzwerk der RuhrKunstMuseen, zum anderen das Netzwerk der sozialen Einrichtungen, die sich um Menschen mit Demenz kümmern. Diese sind jeweils untereinander gut vernetzt, aber bisher eben nicht miteinander."
Ferner die Mitglieder der Gruppe „Dementi“, die als Experten ihrer selbst das Vorhaben beratend begleiten.

Ziel der Eröffnungsveranstaltung war es demnach auch, erste Kontakte zu knüpfen. Darüber hinaus haben die Museen konkrete Tipps für ein entsprechendes Führungsangebot an die Hand bekommen. Immer wieder betont Kastner, wie wichtig es ist, dass die Führungen sinnesorientiert sind und Riedemann bestätigt: „Es ist für die Menschen ein besonderes Erlebnis, in den Museumsraum zu gehen und dort nicht mit Wissen überfrachtet zu werden, sondern sich der Kunst spontan und intuitiv zu nähern.“

Damit interessierte Kunstvermittler die geeigneten Methoden kennenlernen, bereitet das Lehmbruck Museum für das nächste Treffen am 23. April eine entsprechende Schulung vor, bei der die Mitglieder der Gruppe Dementi beratend beteiligt sind. Außerdem überlegen die sozialen Projektpartner, wie sie das Angebot über einzelne Einrichtungen hinaus bekannt machen können. Schließlich wohnen 70 Prozent aller Betroffenen zu Hause. Doch auch für sie muss das Recht auf kulturelle Teilhabe gelten.

Über die teilnehmenden Museen:
Neben dem Lehmbruck Museum in Duisburg wollen zahlreiche weitere Museen aus der Region ihr Führungsangebot für Menschen mit Demenz professionalisieren. Zu den Museen, die bereits entsprechende Führungen anbieten gehören das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, das Kunstmuseum Bochum sowie das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post.
In den Startlöchern stehen das Museum Folkwang in Essen, die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Museum Schloss Moyland, das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm sowie das Emschertal-Museum in Herne. Außerdem denken die Kunsthalle Recklinghausen, die Flottmann-Hallen in Herne sowie das Kunstmuseum Gelsenkirchen über ein entsprechendes Angebot nach.

Über die Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz:
Bis zum Jahr 2016 sollen in ganz Deutschland bis zu 500 „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz” entstehen. Ziel des Bundesmodellprogramms ist es, Demenzerkrankten und ihren Angehörigen direkt in ihrem Wohnumfeld die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert Projekte für jeweils zwei Jahre. Mehr unter www.lokale-allianzen.de

Weitere Informationen finden Sie auch im beigefügten Flyer des Bundeministeriums.

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Stand: 28.01.2015

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