Archiv-Beitrag vom 04.11.2010Verdienstkreuz 1. Klasse für Dr. Otmar Franz
"Ein wichtiger Mittler zwischen der Bürgerschaft unserer Stadt und dem Europa der Bürgerinnen und Bürger"
Für seine Verdienste um das Allgemeinwohl, mit Schwerpunkt im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, hat der Bundespräsident a. D., Dr. Horst Köhler, Dr. Otmar Franz in Anerkennung seiner auszeichnungswürdigen Verdienste das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Wege der Höherstufung verliehen.
Im Rahmen einer Feierstunde am 4. November 2011 im Schloß Broich überreichte Bürgermeister Markus Püll in Vertretung der Oberbürgermeisterin Dr. Franz die Ordensinsignien.
Zahlreiche Gäste, darunter auch der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, nahmen an dem feierlichen Empfang teil und würdigten das langjährige ehrenamtliche Engagement des Ausgezeichneten.
Dr. Otmar Franz (Mitte) trug sich im Rahmen der Feierstunde im Rittersaal des Schlosses Broich in das Gästebuch der Stadt ein. Mit dabei v.l. Bürgermeister Markus Püll, Ehefrau Maren Franz und Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D. (Foto: Walter Schernstein)
"Sehr geehrter Herr Dr. Franz... Frau Güllenstern hatte Sie damals zu Recht als 'wichtigen Mittler zwischen der Bürgerschaft unserer Stadt und dem Europa der Bürgerinnen und Bürger' bezeichnet. Dieses Engagement haben Sie fortgeführt und sich weiterhin besonders für ein wirtschaftlich erfolgreiches Europa, ein Europa der kulturellen Vielfalt und der sozialen Gerechtigkeit engagiert," so Bürgermeister Püll in seiner Ansprache. "Wichtig war Ihnen immer die Einbindung der Wissenschaft wie auch der Jugend in die gesellschaftsrelevanten Themen... Und mir bereitet es jetzt Freude,... Ihnen mit der Überreichung des Verdienstkreuzes 1. Klasse,... die öffentliche Anerkennung zuteil werden zu lassen, die Ihnen zusteht!", so Püll weiter.
Die ganze Rede von Bürgermeister Markus Püll anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse an Herrn Dr. Otmar Franz finden Sie zum Nachlesen unterhalb dieses Beitrages.
Rede von Herrn Bürgermeister Püll
anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse
an Herrn Dr. Otmar Franz
am 04. November 2010 im Schloß Broich
***
Sehr geehrter Herr Dr. Franz!
Verehrte Frau Franz,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich heiße Sie hier im Schloß Broich herzlich willkommen... und danke Ihnen, dass Sie der Einladung zur heutigen Feierstunde gefolgt sind...
Auf Vorschlag des Ministerpräsidenten a.D. Dr. Jürgen Rüttgers hat der Bundespräsident a.D. Dr. Horst Köhler.... Ihnen,... Herrn Dr. Franz,... das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen...
Diese Auszeichnung erfolgte im Wege einer Höherstufung,... denn bereits am 16.10.1990, also vor gut zwanzig Jahren, wurde Ihnen durch den damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher das Verdienstkreuz am Bande überreicht... Grund hierfür war insbesondere Ihr Engagement für die europäische Einigung.
Ein Jahr zuvor, im Februar 1989, hatten Sie bereits aus den Händen der damaligen Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern den Merité Européen der Fondation du Merité Européen (auf deutsch: der Stiftung Verdienste um Europa) erhalten.
Frau Güllenstern hatte Sie damals zu Recht als "wichtigen Mittler zwischen der Bürgerschaft unserer Stadt und dem (...) Europa der Bürgerinnen und Bürger" bezeichnet.
Dieses Engagement haben Sie fortgeführt und sich weiterhin besonders für ein wirtschaftlich erfolgreiches Europa, ein Europa der kulturellen Vielfalt und der sozialen Gerechtigkeit engagiert.
Da Sie sich also mitnichten "auf Ihren Lorbeeren ausruhten",... sondern bis zum heutigen Tage auszeichnungswürdige Leistungen erbrachten,... darf ich Ihnen - im Namen der Stadt Mülheim an der Ruhr - ganz herzlich zu dieser weiteren Anerkennung Ihres Wirkens gratulieren!
Ebenso darf ich Ihnen zum heutigen Anlass die Grüße und Glückwünsche unserer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übermitteln.
Die besten Wünsche ebenfalls von unserer Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die es bedauert, dass ihr die Durchführung der Ehrung heute leider nicht möglich ist... und die ich gerne vertrete.
Glückwünsche ganz sicher ebenso von den anwesenden Gästen, die ich an dieser Stelle begrüßen möchte.
Mein Gruß gilt insbesondere Ihrer Familie sowie Ihren persönlichen Freunden und Wegbegleitern,
- den Vertretern der Ratsfraktionen
- und natürlich der örtlichen Presse
Sehr geehrter Herr Dr. Franz,
im Jahre 1990 erfolgte Ihre Ehrung aufgrund der europapolitischen Relevanz Ihres gesellschaftlichen Engagements.
Die Ordensinsignien heute erhalten Sie insbesondere aufgrund Ihrer Verdienste um das Allgemeinwohl im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich.
Meine Damen und Herren,...
von Theodor Heuss,... dem ersten Bundespräsidenten und Stifter des Verdienstordens,... stammt der Ausspruch "Demokratie lebt vom Ehrenamt",... und dies hat - auch beinahe ein halbes Jahrhundert später - noch Gültigkeit:
Unser Gemeinwesen funktioniert nur durch die Mitwirkung und Mitgestaltung seiner Bürgerinnen und Bürger...
Die Vielzahl sowie die Vielfalt der freiwilligen Tätigkeiten bestimmen die Lebensqualität in unserem Lande mit...
Sich aus freien Stücken für die Allgemeinheit einzusetzen,... das ist Ausdruck von Verantwortungsbereitschaft und von Solidarität.
Verehrter Herr Dr. Franz,
als einer der ersten erkannten Sie die besondere Bedeutung des europäischen Gedankens für die Zukunft unseres Landes....
Und Ihr wirtschaftliches Engagement hatte ganz im Sinne der sozialen Marktwirtschaft stets auch einen sozialen Aspekt...
Im Rahmen Ihrer Ausbildung bei der Fa. Klöckner lernten Sie die Arbeit im kaufmännischen Bereich schätzen und studierten danach Volkwirtschaft und Rechtswissenschaften in Marburg und Frankfurt am Main.
Ihr Berufsweg führte Sie bis in die Geschäftsleitung (Vorsitzender) und in den Konzernvorstand der Fa. Klöckner. Danach waren Sie bis 1996 Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Strabag.
Seit 1997 befinden Sie sich im Ruhestand, den man bei Ihnen so wahrlich nicht nennen mag.
Sie haben bei Ihren Tätigkeiten Einblicke in wirtschaftliche Strukturen und Inhalte bekommen, die Ihnen auch bei Ihrer Zeit im Europäischen Parlament seit 1981 - hier sind Sie seit zwanzig Jahren Ehrenmitglied - und bei Ihren zahlreichen Ehrenämtern hilfreich sein sollten.
1990 gründeten Sie den Verein "European Parliamentarians & Industrialists Council (EPIC)" und wurden dessen Vorsitzender. Mit diesem Verein leisteten Sie einen wichtigen Beitrag zur Gesetzgebungsarbeit des Europäischen Parlamentes.
Der EPIC setzt sich u.a. für den Aufbau des Europäischen Binnenmarktes und die Gemeinschaftswährung Euro ein.
Es ist ein Zusammenschluss von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den europäischen Integrationsgedanken aktiv zu unterstützen.
Bis 2007 waren Sie Teil des Verwaltungsrates des Industrie-Pensions-Vereins und zuletzt dessen Vorsitzender. Es war insbesondere die Fortentwicklung der betrieblichen Altersvorsorge, die Ihnen am Herzen lag.
Seit fast zwanzig Jahren wirken Sie nunmehr in der Ludwig-Erhard-Stiftung (seit 1992), seit etwa 10 Jahren als stellvertretender Vorsitzender.
Bei den Kamingesprächen unter Ihrer Leitung mit Verantwortlichen aus Medien, Politik und Wirtschaft hat schon so manch´ offener Diskurs stattgefunden,...
stets mit dem Ziel, die freiheitlichen Grundsätze der Wirtschaft und die soziale Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards zu fördern und zu unterstützen.
Seit 1990 sind Sie als Stifter und Förderer in der Stiftung Wilhelm-Lehmbruck-Museum engagiert.
Es passt daher ausgezeichnet, dass Sie die Auszeichnung im Kulturhauptstadtjahr erhalten.
Als zweiter Vorsitzender im Freundeskreis des Museums liegt Ihnen die Kooperation der Museen moderner Kunst im Ruhrgebiet ebenso am Herzen wie die Überwindung der Spaltung Europas in der Kunst.
Wir sehen, der europäische Gedanke ist bei Ihren wirtschaftlichen und kulturellen Tätigkeiten immer mit dabei. Sie denken seit jeher über den nationalen Tellerrand hinaus.
Die Kraft einer Nation und die Stärke Europas sind hierbei für Sie kein Widerspruch sondern sich ideal ergänzende Elemente im Zusammenspiel der Kräfte.
Innovationen sind für Sie die Triebfeder der Wirtschaft. Was nicht heißt, dass Sie nicht auch Traditionen zu schätzen wissen. Sie haben erkannt, dass auch hier ein Zusammenspiel von beidem das ideale Ergebnis verspricht.
Dies zeigt sich in Ihrer engagierten Arbeit seit 1991 im RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V..
Im Jahre 1991 wurden Sie Vorsitzender des Vorstandes des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft e.V. und Vorsitzender des RKW-Kuratoriums.
Das RKW wird getragen von Sozialpartnern, Verbänden, Organisationen und ca. 3.700 Unternehmen.
Der von Ihnen initiierte Veränderungsprozess mündete schließlich in eine Umbenennung der Institution in RKW Kompetenzzentrum.
Das RKW Kompetenzzentrum erarbeitet zeitgemäße betriebsübergreifende Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen.
Hierbei spielt die Zukunftsfähigkeit im Hinblick auf einen sich verändernden Binnenmarkt durch die verstärkte, wirtschaftlich Öffnung nach Osteuropa eine große Rolle.
Das RKW-Kompetenzzentrum dient auch als Plattform für den Dialog der Sozialpartner im wirtschaftlichen Veränderungsprozess.
Hierbei hatten Sie stets die Leistungsfähigkeit des Standortes Deutschland im Blick.
Sie haben einen großen Anteil daran, dass RKW inzwischen in fast allen Bundesländern vertreten ist.
Ein wichtiges Gremium des RKW ist das Kuratorium, welches - hochrangig besetzt - einmal im Jahr zusammenkommt, um zielgerichtet gesellschafts- und wirtschaftsrelevante Themen zu diskutieren wie beispielsweise die Herausforderungen des demographischen Wandels und der Globalisierung.
Wichtig war Ihnen immer die Einbindung der Wissenschaft wie auch der Jugend in die gesellschaftsrelevanten Themen.
So werden Sie es sicher begrüßt haben, dass unsere Stadt jetzt Hochschulstandort ist und seitens unserer Hochschule eine enge Verbindung zu den Unternehmen vor Ort praktiziert wird.
Weiterhin zu erwähnen sind Ihre Mitgliedschaften und Verdienste
in der Jakob-Kaiser-Stiftung e.V. Köln (seit 1994),
in der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V. (von 1995 bis 2009),
im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (von 1996 bis 1997),
in der Gemeinnützigen Spiekeroog-Umweltstiftung (seit 2009)
und
im Deutsch-Japanischen Kooperationsrat für Hochtechnologie und Umwelttechnik (DJR) (im Jahre 1999).
Eine beachtliche Liste, die ohne Ihre Sachkompetenz und Ihre Investition von Lebenszeit und -energie nicht möglich wäre. Meine Anerkennung hierfür.
Meine Damen und Herren,...
ich denke, es ist mehr als deutlich geworden, warum die Entscheidung für einer Höherstufung der Auszeichnung leicht fallen musste...
Sie,... Herr Dr. Franz,... dürfen stolz sein, auf das, was Sie geleistet haben, und auf das, was Sie leisten!
Was bewegt einen Menschen, der beruflich bereits randvoll eingespannt ist dazu, sich zusätzlich so vielfältig ehrenamtlich einzubringen...
Zum einen ist es, so nehme ich an, Ihre Verankerung in unserer Gesellschaft, an der Sie aktiv mitwirken und der Sie etwas zurückgeben möchten.
Zum anderen macht es sicherlich zufrieden zu wissen, dass man Fähigkeiten mitbringt, die geschätzt und gebraucht werden.
Unsere Gesellschaft braucht ehrenamtliches Engagement. Unsere Gesellschaft rückt so näher zusammen... ehrenamtliches Engagement erzeugt auf diese Weise gesellschaftliche Wärme...
Ein guter Nährboden für andere Menschen, es Ihnen gleich zu tun.
In Mülheim an der Ruhr arbeitet seit Jahren das Centrum für bürgerschaftliches Engagement CBE erfolgreich als Mittler zwischen denen, die sich engagieren möchten und denen, die Unterstützung brauchen.
Sie, verehrter Herr Dr. Franz sind das beste Vorbild für uns alle, insbesondere für die nachfolgende Generation..
Unser Bundespräsident Christan Wulff formulierte es jüngst so: "Wer sich aus freien Stücken und mit Überzeugung (für andere) engagiert, dessen Leben erfährt Zuwachs an Sinn und gewinnt an Freude."
Und mir bereitet es jetzt Freude,... Ihnen mit der Überreichung des Verdienstkreuzes 1. Klasse,... die öffentliche Anerkennung zuteil werden zu lassen, die Ihnen zusteht!
Und in diese Anerkennung... sowie in den Dank, den ich ebenso herzlich ausspreche,... beziehe ich ausdrücklich Ihre Ehefrau mit ein, denn der familiäre Rückhalt ist unabdingbare Voraussetzung für einen solch' zeitaufwendigen Einsatz...
Ich darf Ihren, verehrte Frau Franz, einen Blumenstrauß überreichen... und Ihnen, Herrn Dr. Franz, die Ordensinsignien übergeben!
Kontakt
Stand: 04.11.2010
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