Archiv-Beitrag vom 17.10.2011Wasserkraftwerk Raffelberg erstrahlt in "neuem Glanz"!

Archiv-Beitrag vom 17.10.2011Wasserkraftwerk Raffelberg erstrahlt in "neuem Glanz"!

Mit zirka 23,5 Mio.KWh/Stromerzeugung pro Jahr betriebt die Stadt Mülheim das größte Laufwasserkraftwerk an der Ruhr. Während die Maschinenausstattung aus dem Jahr 1922 vollständige Originalität und Funktionalität aufweist, sind die Baumaterialien aus derselben Zeit, die heute sichtbar sind, von Wetter- und Umwelteinflüssen zum Teil sanierungsbedürftig gewesen. Vor allem auch diejenigen Bestandteile des Bauwerkes, die unmittelbar im Wasser stehen, mussten in mühevoller Handarbeit (ab 2004ff.) erneuert werden.
 
Mehr oder weniger zum Abschluss der Baumaßnahmen wurde nun die Fassadenverkleidung (Tuffstein) teils erneuert, teils neu verankert und vollständig gereinigt – ein besonders sichtbares Zeichen der seit dem Jahre 2000 in Etappen durchgeführten Sanierungsmaßnahmen.
 
Wasserkraftwerk Raffelberg.14.10.2011Foto: Walter Schernstein

Fotos: Walter Schernstein

 

Der hier verwendete Tuff (Ettringer und Weiberner Vulkan-Stein, 11000 Jahre alt) wird exakt dort wiedergewonnen, wo auch die ursprünglich um 1920 beschafften Steinquader ihren Ursprung hatten – im selbem Steinbruch in der nahgelegenen Eifel.
Die im Wettbewerb vergebene Sanierungsleistung wurde von einem erfahrenen Restaurationsbetrieb aus dem Köln/Eifeler-Raum gewonnen. Es galt, das Historische zu erhalten, zu sanieren und auch so zu befestigen, dass die Fassade erstmalig auch eine Rückverankerung am Bauwerk erhielt. Auch die Kriegsschäden (2.WK) wurden behoben und mit dem vorhandenen Gerüst die Fenster erneuert.  Sie stammen noch aus der ersten Nachkriegsreparatur (Stand 1945) und wurden in Abstimmung mit der fachlichen Begleitung durch die Denkmalpflege in dieser Form restauriert. Auch die Kupferabdeckungen der Gesimse wurde im Zuge der Arbeiten erneuert und wieder vervollständigt – ein Baustein zur langfristigen Erhaltung der Gesamtanlage.
 
Für die Fassade/Unterwasserseite (West/Stromab) werden im Jahr 2011 rund 190.000 EUR (als Investition und Unterhaltsmaßnahmen) aufgewendet. Die Fortsetzung (mit der südlich, der Fischtreppe zugeneigten Seite) ist bereits in Bearbeitung.

 

 

Wasserkraftwerk Raffelberg.14.10.2011Foto: Walter Schernstein

Alles Handarbeit: Die Fassade wurde mit 11.000 Jahre allem Tuffstein ergänzt

 

 

Zum Hintergrund:

 

Die Mülheimer Geschichte ist eng verknüpft mit ihrer Tradition als Stadt der Schifffahrt. So ruhte man nicht, bis es geschafft wurde im Jahr 1913 das Recht verliehen zu bekommen, einen hafentauglichen Schifffahrtkanal als direkten Zugang zum Rhein und als  Durchstich zum Rhein-Herne-Kanal anzulegen.

 


 
Kriegsbedingt verging die Zeit bis zum Jahre 1922, in welchem dann die Gesellschaft für den Bau und den Betrieb des Wasserkraftwerkes Raffelberg gegründet wurde. Dies Bauwerk als Querbauwerk im Kanalbereich ergänzte die vorhandene Schleusenanlage an gleicher Stelle und erlaubte es, den Wasserstand für einen wirtschaftlicheren Schiffsbetrieb zu regulieren. Gründungsgesellschafter waren die Stadt Mülheim an der Ruhr und die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Zweck des Unternehmens war sowohl der Hafenbau als auch die Produktion von Strom. Beide Aufgaben werden heute von den Betrieben der Stadt Mülheim an der Ruhr (gegr. 1897) wahrgenommen.
 
Die angedachte Staustufe erlaubte eine mittlere Fallhöhe von 6,15 Metern. Langjährige Beobachtungen des Abflusses der Ruhr ließen es zu, vier Maschinen zu installieren.
Deren 5,2 MW Gesamtanschlussleistung benötigen für die Volllast 105 m3/sec. Wasser-Durchfluss. Ein Wert, der nach damaliger Annahme ca. an 100 Tagen im Jahr ansteht und auch heute Bestand hat.
 
Die vier Maschinen sind nach dem Francis-Konzept stehend montiert und wurden von den Siemens-Schuckert-Werken 1922 gebaut. Diese Originaltechnik ist heute noch in Betrieb und die mächtige Mechanik und deren Arbeitsweise zu sehen.
 
Seit 1926 liefert die Anlage Strom, heute mit einer Spannung von 10.000 Volt, einem idealen Einspeisebereich.
 
Durchschnittlich 23,5 Mio. KWH pro Jahr werden durch den natürlichen Zufluss des Ruhrwassers (Lage Ruhr-KM 7,9) erzeugt. Ergänzt wird die Anlage um das Stauwehr (Ruhr-KM 9,9), die mit dem Wasserkraftwerk die Stauhaltung und den Abfluss regulieren.
Seit dem Jahr 1986 ist das Kraftwerk "Denkmal" und heute Teil der Route der Industriekultur
Besuchern steht nach Anmeldung das Wasserkraftwerk für Führungen (ca. 60 Minuten) offen.
 
Anschrift:
 
Wasserkraftwerk Raffelberg
Raffelbergbrücke 8
45478 Mülheim an der Ruhr
info@btmh.de

Kontakt


Stand: 19.10.2011

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