Archiv-Beitrag vom 29.09.2010Zertifikat für die "Pusteblume"
Das Städtische Familienzentrum „Pusteblume“ hat in Zusammenarbeit mit der RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien) in diesem Jahr an einem bundesweiten Zertifizierungsverfahren für das „Rucksack“-Programm teilgenommen und das Zertifikat gemäß Prüfungskriterien „mit einer hervorragenden Leistung erhalten, die über die Anforderungen der Zertifizierung hinausgeht“. Dezernent Peter Vermeulen überreichte jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Familienzentrum, gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, Lydia Schallwig (1.v.l.), das Zertifikat an Marina in der Heiden, Leiterin der "Pusteblume" (3.v.r.) und an Erzieherin Astrid Nies (2.v.r.) sowie an die RAA-Leiterin, Martina Kleinewegen (2.v.l.) und deren pädagogische Mitarbeiterin und Projektleiterin von "Rucksack", Müzeyyen Semerci.
Seit einigen Jahren wird im Städtischen Familienzentrum "Pusteblume" das bewährte Programm „Rucksack“ praktiziert. Das Konzept stammt ursprünglich aus den Niederlanden und wurde durch die RAA`s in NRW an die interkulturellen Erfordernisse in Deutschland angepasst.
Müzeyyen Semerci, pädagogische Mitarbeiterin der RAA & Projektleiterin von "Rucksack" sagt, "der Charme und Erfolg von 'Rucksack' liegt in der koordinierten zweisprachigen Sprachförderung der Kinder und der aktiven Zusammenarbeit mit deren Eltern bzw. Müttern". Das Programm wird zurzeit durch Prof. Dr. Hans Reich wissenschaftlich evaluiert.
Es ist nachgewiesen worden, dass sich
- mit „Rucksack“ die Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften verbessert hat,
- mit „Rucksack“ die Erziehungskompetenzen und das Selbstbewusstsein der Eltern gestärkt wurden,
- mit „Rucksack“ die Sprache(n) der Kinder gefördert und verbessert wurde(n),
- mit „Rucksack“ sich das Klima zwischen Elternhaus und Kita verbessert hat und Eltern eine positivere Einstellung gegenüber Institutionen entwickelt haben.
Das "Rucksack"-Projekt verläuft über neun Monate und ist in der Kita angesiedelt. Hier treffen sich Eltern (meistens Mütter) einmal wöchentlich für jeweils zwei Stunden und werden von einer Elternbegleiterin in ihrer Muttersprache/Herkunftssprache angeleitet.
Die Elternbegleiterin kommt aus dem gleichen Kulturkreis wie die Mütter, kennt die Gepflogenheiten der Familien und spricht die gleiche Sprache. Sie wird von der RAA ausgewählt und auf Honorarbasis eingestellt. Es handelt sich hauptsächlich um Kräfte, die einen universitären oder ähnlichen Werdegang haben. Während dieser Treffen gehen die Elternbegleiterinnen mit den Eltern die Aufgaben gemeinsam durch, erläutern und ergänzen die Aufgaben, die die Eltern dann gemeinsam mit ihren Kindern zu Hause durchführen sollen.
Die Themen richten sich hierbei an die Sprachförderung und an die aktuellen Themen, die gerade in der Kita bearbeitet werden. Eltern beschäftigen sich zu Hause, gemeinsam mit ihren Kindern mit den täglichen Hausaufgaben, die jeweils 15-20 Minuten in Anspruch nehmen. Inhaltlich geht es bei den Hausaufgaben nicht nur darum, die Sprache der Kinder zu fördern, sondern beinhalten auch Aufgaben die die Konzentration der Kinder stärken sollen und somit spielerisch auf die schulischen Anforderungen vorbereitet werden.
"Dadurch, dass es einen Ansprechpartner gibt, der sowohl die Sprache der Eltern beherrscht, als auch die deutsche, ist es leichter, die Eltern zu erreichen," erklärt Martina Kleinewegen, Leiterin der RAA in Mülheim.
Das Styrumer Familienzentrum ist nun die zweite Mülheimer Einrichtung, die ein Zertifikat für die Qualität des "Rucksack-Programms" erhält. "Die Freude darüber war natürlich groß, als wir hörten, dass alle Anforderungen von uns sogar übertroffen wurden," so die Leiterin des Städtischen Familienzentrums "Pusteblume" Marina in der Heiden.
(Fotos: RAA)
Rucksack ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich
Mehrsprachigkeit als Potenzial der Kinder aufgreifen und Kinder so früh wie möglich fördern! Genau das macht das "Rucksack-Programm". Es geht von der Mehrsprachigkeit der Kinder aus und fördert parallel sowohl die Herkunftssprache als auch die deutsche Sprache.
Das Rucksack-Projekt als Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich wurde ursprünglich in den Niederlanden entwickelt und seit Mitte der 1990er Jahre von den RAA in NRW erprobt, modifiziert und implementiert. Es wurde dahin gehend überarbeitet, dass es an die interkulturellen Konzepte der RAA angepasst wurde.
Das Rucksack-Projekt geht die Förderung von Kindern im Alter von 4-6 Jahren im Elementarbereich mehrdimensional und systemisch an. Es berücksichtigt die Entwicklung der Kinder in Bezug auf ihre Lebenswelt und ihre Familie. Es hat ebenso das Bildungssystem Kindertagesstätte und die in ihm agierenden im Blick. Mütter, Erzieherinnen und Erzieher werden Partner für die Sprachförderung der Kinder. Die Mütter werden dabei als Expertinnen für den (Erst-)Spracherwerb ihrer Kinder akzeptiert. Zugleich wird durch gezielte Fortbildung ihre Sozialisationskompetenz gestärkt. Sie erwerben auf diese Weise vielfältige Strategien der Sprachförderung, die sie im häuslichen Kontext anwenden können. Die Mütter entwickeln sich auf diese Weise zu semiprofessionellen Sprachförderkräften. Zugleich lernen sie dabei den Wert von Literatur, Bilderbüchern, Liedern, den Wert des Spielens und Malens, sowie der Verbindung von Sprache und Handeln für die Entwicklung ihres Kindes in der alltäglichen Beschäftigung. Als unverzichtbar gilt dabei die Anbindung an die Kita. Sie ist für die RAA`s eine Bedingung für die Weitergabe des Programms, denn hier soll die Förderung in der deutschen Sprache parallel zu der Arbeit mit den Müttern erfolgen. Sowohl Eltern als auch Erzieher/innen sind diejenigen, die die Kinder in ihrer Entwicklung prägen. Deshalb ist es wichtig, dass beide isch diese Aufgabe teilen und koordiniert arbeiten. Denn die Erziehungsmuster sowie die Vorstellung von den Erziehungs- und Bildungsaufgaben des Kindergartens unterscheiden sich von denen der Eltern und erschweren somit die Arbeit bei der Sprachförderung.
Kontakt
Stand: 05.10.2010
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