Archiv-Beitrag vom 23.11.2018Luftverkehr: Verspätungen in Düsseldorf
Ende der letzten Woche hat der NRW-Landtag über das Thema „Nächtliche Lärmbelastungen durch Verspätungen am Flughafen Düsseldorf wirksam reduzieren“ diskutiert. Die vom Verkehrsministerium angekündigten mittelfristig höheren Zuschläge für verspätete Landungen sind nach Auffassung von Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zent-graf aber nur ein erster Baustein zur Verbesserung der Situation. Zentgraf nimmt die aktuelle Diskussion zum Anlass um allgemein auf die unterdurchschnittliche Performance des Flughafens Düsseldorf (DUS) in Sachen Pünktlichkeit hinzuweisen. Die allgemeine Pünktlichkeitsentwicklung über den Tag hat erhebliche Auswirkungen auf die nächtliche Fluglärmbelastungssituation in den Nachbarkommunen weil sich die Verspätungen über den Tag hinweg aufbauen und dann in den Nachtstunden voll zum Tragen kommen.
Foto: Pixabay
Die Stadt Mülheim gehört zum „Aktionsbündnis der Städte gegen die Kapazitätserweiterung“. In diesem Rahmen wertet das städtische Umweltamt kontinuierlich Daten zur Entwicklung des Fluggeschehens in Düsseldorf aus. Eine dieser Datenquellen sind Pünktlichkeitsanalysen der in Großbritannien ansässigen OAG Aviation Worldwide Limited (OAG Ltd.).
Für das Jahr 2017 hat die OAG Ltd. weltweit 513 Flughäfen nach einem einheitlichen Ansatz auf Basis eines 15-Minuten-Verspätungskriteriums miteinander verglichen. Düsseldorf (DUS) lag hier mit einer Pünktlichkeit der Abflüge von nur 69,4 Prozent im Ranking auf Platz 464. Das heißt weltweit gibt es nur wenige Flughäfen die in dieser Hinsicht eine schlechtere Performance aufzeigen als Düsseldorf. Zum Vergleich: Köln/Bonn der zweite Großflughafen in NRW lag mit einer Pünktlichkeit der Abflüge von 84,9% auf Position 57 des Rankings und der - allerdings deutlich weniger Verkehr - abwickelnde Dortmunder Flughafen gar mit 88,3% an Position 14.
Dass das Problem in Düsseldorf in erster Linie hausgemacht ist, zeigt auch der deutschland- und europaweite Vergleich. Von den untersuchten 114 Flughäfen in Westeuropa liegt Düsseldorf auf Rang 98.
Der Flughafen Düsseldorf argumentiert als Ursache für die Ver-spätungen seit Jahren gerne mit dem Wetter, dem Luftraum und den Problemen an den Zielflughäfen insbesondere in den Mittelmeerlän-den und Spanien. Palma de Mallorca aber beispielsweise mit 1,3 Millionen Passagieren in 2017 immerhin wichtigstes Reiseziel von DUS weist mit 77% pünktlichen Abflügen im Unterschied zum Flughafen der Landeshauptstadt eine ganz ordentliche Bilanz aus. Auch die beiden deutlich größeren deutschen Flughäfen Frankfurt und München liegen über die letzten drei Jahre hinweg betrachtet deutlich oberhalb von Düsseldorf (siehe Anlage). Hinzu kommt das sich die Situation seit 2016 augenscheinlich immer weiter verschlechtert. Für uns, so Zentgraf, ein deutliches Indiz dafür, dass bereits die vorhandenen Verkehre und Passagieraufkommen nicht mehr ordentlich abgewickelt werden können.
Der Vorschlag von Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Ende September eine Begrenzung der stündlichen Starts und Landungen an den vier großen deutschen Flughäfen forderte und dabei eine Deckelung des Tageseckwerte auf maximal 590 Flugbewegungen am Tag für Düsseldorf in die Diskussion einbrachte findet daher beim Umweltamtsleiter große Sympathie: „Der Vorschlag von Herrn Spohr hat unsere volle Unterstützung“ so Zentraf, „Herr Spohr hat mit seiner Initiative deutlich mehr Realitätssinn gezeigt als die Akteure des Flughafens. Wir werden als Stadt sicher auch überlegen Herrn Spohr beizuladen wenn im Anschluss an eine Entscheidung des Landes in Sachen Kapazitätserweiterung möglicherweise die gerichtliche Auseinandersetzung folgt.“
Neben einer Reduzierung oder Festschreibung der stündlichen Eckwerte ist speziell für die Situation in Düsseldorf aber selbstverständlich eine Verschärfung der Nachtflugregelung und der sogenannten Home-Base Carrier Regelung aus Sicht der Städte des Aktionsbündnisses eine Handlungsoption. Gerade bei der Home-Base Carrier Regelung bestehen nach Einschätzung des Umweltamtsleiters durchaus erhebliche Handlungsspielräume für die Landesregierung. Die acht Home-Base Carrier haben nach eigenen Angaben des Flughafens insgesamt nur 63 Maschinen in Düsseldorf stationiert. Durch das Luftfahrtbundesamt anerkannte technische Betriebe mit „Base Mainte-nance“ die gegebenenfalls nächtliche Landungen zu Wartungszwecken begründen können unterhalten am Standort Düsseldorf nur die Eurowings und die Nayak-LM Germany GmbH welche 2018 die Air Berlin Technik übernommen hat.
„Aus unserer Sicht führt die Regelung nur zu vermeidbaren nächtlichen Belastungen der Anwohner und zur Wettbewerbsverzerrung“, so Zentgraf. Wünschenswert wäre es auch, dass die Landesregierung mehr Aktivität im Hinblick auf die Fortschreibung eines Luftverkehrskonzepts für NRW zeigt.
Links zu den benutzten Datenquellen:
Jahresbericht: Punctuality League 2018
Monatsberichte der OAG Ltd.: On-time performance results for airlines and airports
Kontakt
Stand: 23.11.2018
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