Naturnaher Waldbau
Durch die forstlichen Maßnahmen werden Prozesse in Gang gesetzt, wie sie in Wäldern ablaufen, die von Menschen unberührt sind.
So sollen zum Beispiel die zukünftigen Baumgenerationen aus dem Saatgut der hier wachsenden Altbäume entstehen. Das hat den Vorteil,
- dass die Bäume die Erbmerkmale der an diesen Standort angepassten Mutterpflanzen mitbekommen;
- dass die Genvielfalt erhalten bleibt, weil viele Bäume sich vermehren und
- dass die Jungpflanzen unter dem Schirm der Altbäume vor extremen Witterungseinflüssen besser geschützt sind und Unkrautkonkurrenz nicht vorhanden ist.
Nur da, wo die Naturverjüngung nicht möglich ist beziehungsweise ein Baumartenwechsel stattfinden soll, zum Beispiel auf den großen Windwurfflächen, werden Bäume gepflanzt. Möglich ist auch, dass an den Waldrändern zur Optimierung der Waldökologie und der Vogel- und Insektenhege bisher noch nicht vorhandene Sträucher wie Wildbirne, Schiehe, Pfaffenhütchen und Weißdorn angepflanzt werden.
Von den etwa 10 bis 50 000 Keimlingen der Buche beispielsweise, die pro Hektar aufgehen, wird der größte Teil im Laufe der Jahre verschwinden. Die ersten erfrieren bei den Spätfrösten. Andere werden gefressen und viele können sich im Konkurrenzkampf ums Licht nicht durchsetzen, sodass nach 100 Jahren nur noch rund 200 bis 300 Bäume pro Hektar übrig sind.
Diesen Prozess ahmt die Forstverwaltung nach, indem sie bei regelmäßigen Durchforstungen die Bestände auflichtet. Diese Maßnahmen werden unter verschiedenen Gesichtspunkten durchgeführt. Entweder um Zukunftsbäumen optimale Lebensbedingungen zu schaffen oder um das Mischungsverhältnis der Baumarten zu beeinflussen.
Der letzten Phase - dem Absterben der Bäume - wird vorgegriffen, weil das Holz ein wertvoller nachwachsender Rohstoff ist. Aus dem Holz der Mülheimer Bäume wird zum Beispiel Sperrholz, Bauholz, Spanplatten, Papier und Kaminholz hergestellt. Die Verkaufserlöse tragen einen Teil zur Deckung der Waldpflegekosten bei.
Es werden jedoch nicht alle Bäume, die die Erntereife erreicht haben, gefällt! Einige bleiben als Mutterbäume (zur Saat) und als Biotopbäume stehen, bis sie natürlich absterben und zu stehenden Totholz werden. Alte, abgestorbene Bäume sind sehr wertvoll für das Ökosystem, denn sie dienen als Lebensraum für höhlenbrütende Vögel, Fledermäuse, Bilche (z. B. Siebenschläfer) und als Unterschlupf für eine Vielzahl von Insekten.
Nachdem das verwertbare Holz aus dem Wald geholt wurde, sieht der Wald also nicht "aufgeräumt" aus. Kronenmaterial, Äste und Reisig verbleiben in der Fläche und bieten Lebensräume für Wild, Kleintiere, Insekten und heckenbrütende Vögel. Durch das Verrotten zersetzen sich das Totholz und die Reisighaufen zu Humus und gelangen als Nährstoffe wieder in den Naturkreislauf zurück.
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Stand: 03.09.2024
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