Archiv-Beitrag vom 10.06.2021Biber erreichen Mülheim an der Ruhr
Dass Renaturierungen und gezielte Schutzmaßnahmen Erfolg haben, zeigt auch der nunmehr sichere Nachweis von Bibern an der Ruhr in Mülheim. Biber sind für Laien leicht mit den an der Ruhr massenhaft vorkommenden, nicht einheimischen, Nutrias („Sumpfbiber“) zu verwechseln.
In 2020 gefundene Biberfraßspuren
Fotos: Untere Naturschutzbehörde
In 2019 gelang bei der Erfassung von Waschbären ein unscharfes Bild eines Bibers. Deutlich erkennbare Fraßspuren wurden Anfang 2020 beim Umweltamt gemeldet. Daraufhin wurde ab Mai 2020 eine Spurenkartierung begonnen und Fotofallen an den Fraßstellen aufgestellt.
Da Biberspuren aufgrund der Biologie der Tiere und der fehlenden Vegetation erst im Winter gut erkennbar sind, sind die ersten sicheren Nachweise erst vor kurzem gelungen.
Am 23. November 2020 konnte die erste Aufnahme eines Bibers aufgezeichnet werden, ab dem 6. Januar 2021 tauchte ein zweiter Biber auf den Aufnahmen auf.
Aufnahme der Wildtierkamera von zwei Bibern.
Während der erste aufgezeichnete Biber klar als erwachsenes Tier zu erkennen ist, handelt es sich bei dem zweiten Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Jungtier. Dieses ist deutlich kleiner, die „Kelle“ (der breit abgeplattete Schwanz) ist im Vergleich zum Körperverhältnis kleiner und die Proportionen sind rundlicher („Kindchenschema“).
Eine Biberfamilie besteht in der Regel aus Weibchen und Männchen, den Jungtieren des aktuellen Jahres sowie den Jungtieren des Vorjahres. Ob es sich auf den Aufnahmen aus der Ruhraue bei dem erwachsenen Tier um Männchen oder Weibchen handelt, lässt sich anhand der Bilder nicht feststellen.
Die bekannten Biberdämme sind im Bereich der Ruhr eher nicht zu befürchten.
Diese werden dort angelegt, wo der Wasserstand für die Biber zu niedrig oder zu stark schwankend ist. Für die Renaturierung von Bach- und Flussauen haben diese Biberbauten eine sehr hohe Bedeutung. Infolge der Anstauungen entstehen wichtige Lebensräume mit einer sehr hohen Artenvielfalt.
Sollten Ihnen Fraßspuren und/oder Biber auffallen, melden Sie diese bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Mülheim an der Ruhr oder bei der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet.
Bitte halten Sie in jedem Fall Abstand und stören Sie die Tiere nicht!
Videoaufnahmen der Wildtierkamera:
Mit dem Aufruf des Videos wird eine Verbindung zu youtube.com aufgebaut.
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Hintergrundinformationen
Viele Fragen können noch nicht beantwortet werden. Die Untersuchungen mit Fotofallen und Spurenkartierungen werden fortgesetzt. Da Biber streng geschützt sind, ist es unerlässlich, dies für den Schutz und Erhalt der Mülheimer Biber herauszufinden:
Wie groß ist das Revier der Biber und gibt es mehrere Biberreviere im Stadtgebiet?
Je nach Art der Gewässer und dem Nahrungsangebot kann ein Revier eine Länge zwischen ein Kilometer bis maximal sechs Kilometer umfassen. Die Ruhraue in Mülheim kann aufgrund der Länge und der gut geeigneten Lebensräume mehr als ein Biberrevier umfassen.
Wo sind die bevorzugten Fraßstellen der Biber?
Da Biber neben Wasserpflanzen und krautigen Pflanzen auch vor allem im Winter auf ein gutes Angebot an Weichhölzern angewiesen sind, fällt das Vorkommen der Tiere durch benagte und gefällte Bäume am ehesten auf. Um die Lebensraumnutzung festzustellen, ist dementsprechend die Erfassung dieser Fraßstellen anhand von Spuren sehr wichtig.
Wo haben die Biber ihre Bauten?
Bei den Wohnstätten eines Bibers wird zwischen Biberburg, Mittelburg und Biberbau unterschieden. Während die bekannten Biberburgen aus Ästen auch die seltenste Form der Biberwohnung sind, ist der Biberbau die häufigste Wohnstätte. Dieser ist schwer zu entdecken, da es sich um eine in das Ufer gegrabene Höhle handelt. Typisch für Biber ist, dass der Eingang aller Wohnstätten unter Wasser liegt.
Um welche Biber handelt es sich?
Zur Wiederansiedlung der im 19. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen ausgestorbenen einheimischen Biber wurden sowohl in der Eifel als auch am Niederrhein Biber ausgesetzt, die zu unterschiedlichen Unterarten gehören. Die in Mülheim an der Ruhr festgestellten Biber können durchaus aus Richtung Rhein zugewandert sein. Da allerdings auch Aussetzungen von französischen Bibern sowie den Kanadischen Bibern stattgefunden haben, können diese nicht ausgeschlossen werden.
Falls Haarproben der Biber sichergestellt werden können, werden diese genetisch untersucht.
Weiterführende Informationen zum Biber finden Sie hier:
Kontakt
Stand: 10.06.2021
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