Archiv-Beitrag vom 25.10.2019Bundesverdienstorden für Alexander Wiegand
Auszeichnung für selbstloses Engagement in der Fluchthilfe
Am Donnerstag, 24.Oktober 2019 überreichte Oberbürgermeister Ulrich Scholten dem Mülheimer Alexander Wiegand in der Rathausbücherei des Historischen Rathauses den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Foto: Walter Schernstein
OB Scholten sprach Alexander Wiegand im Namen von Rat und Bürgerschaft seine herzlichen Glückwünsche und seinen Dank aus.
"Sie haben sich durch Ihr selbstloses Engagement in der Fluchthilfe für ausreisewillige ostdeutsche und osteuropäische Bürgerinnen und Bürger sowie ihre Verbringung nach Westdeutschland während des Kalten Krieges so herausragende Verdienste erworben, dass dem Bundespräsidenten als Auszeichnendem und dem Ministerpräsident als Vorschlagendem die Ehrung mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland dringend angeraten schien.", so der OB in seiner Rede zur Ordensverleihung.
Wiegand habe während der Zeit des "Eisernen Vorhangs" mehr als 120 fluchtbereite Bürgerinnen und Bürger aus der DDR, der Tschechoslowakei und Bulgarien aus humanitärer Überzeugung und unentgeltlich in den Westen geschmuggelt, zumeist über die weniger streng bewachte Westgrenze der CSSR zur Bundesrepublik. Dafür wurde er im April 1972 einem Fluchttransport von der Tschechoslowakei in die Bundesrepublik am Grenzübergang Pomezi in der CSSR von der Grenzpolizei verhaftet und anschließend zu 26 Jahren Haft in der Tschechoslowakei verurteilt. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Wiegand aber nach viereinhalb Jahren verbüßter Haft 1976 durch die Mithilfe eines befreundeten Gefängniswärters auf Betreiben der bundesdeutschen Botschaft in Prag vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Nach der Haftentlassung fand er schließlich in Mülheim an der Ruhr ein neues Zuhause – und eine neue Beschäftigung als Kraftfahrer.
"Ein wirklicher Held"
"Liebe Gäste, als Fernfahrer erlebte Alexander Wiegand nun die Not und die Armut Osteuropas aus nächster Nähe. Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl und dem Ende des Kalten Krieges begann er, den Transport von strahlenkranken Kindern zu medizinischer Behandlung in Deutschland zu organisieren. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Caritasverband und mit der Unterstützung einiger Mülheimer Unternehmer führte Herr Wiegand nach dem politischen Umbruch der „Perestroika“ auch Transportfahren nach Russland, Weißrussland und in die Ukraine durch, um dort Sachspenden an hilfsbedürftige Familien zu verteilen... Mülheim ist stolz darauf, einen so verdienten Bürger ehren zu dürfen.", würdigte Ulrich Scholten das selbstlose Engagement des Ausgezeichneten.
Die gesamte Rede des Oberbürgermeisters zur Verleihung des Bundesverdienstordens an Alexander Wiegand ist als PDF-Datei zum Herunterladen beigefügt.
Da die Biografie Wiegands auf das Engste mit der deutschen Teilung verbunden sei, lud Ulrich Scholten den Ausgezeichneten noch ganz persönlich zur kommunalen Gedenkveranstaltung „30 Jahre Mauerfall“ am 9. November dieses Jahres ins Foyer des Theaters an der Ruhr ein.
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Stand: 25.10.2019
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