Cybersicherheitsexperten sensibilisieren Unternehmen: Gehackt innerhalb einer halben Stunde

Warum das Thema „Cybersicherheit“ auf der Agenda eines jeden Mülheimer und Oberhausener Unternehmens stehen sollte und wie schnell und kinderleicht ein Hackerangriff erfolgen kann, das wurde den über 60 Teilnehmer*innen in der Veranstaltung „Unternehmen – sicher – digital“ am 26. August 2024 in der Mülheimer Stadthalle sehr anschaulich demonstriert. 

Aktuelle Statistiken und Schadenberichte geben weiterhin keinen Grund zur Entwarnung: Die Digitalisierung und der zunehmende Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) dienen Angreifer*innen aus dem In- und Ausland zur Skalierung ihrer Aktivitäten. 

Die Organisatoren und Referenten der Veranstaltung „Unternehmen – sicher – digital“ am 26. August 2024 in der Mülheimer Stadthalle (von links nach rechts): Kay Zellmann (Wifö Mülheim), Thomas Bieker (HRW), Jan Hörnemann (aware 7), Sebastian Barchnicki (DIGITAL.SICHER.NRW), Martin Hinzmann (Wifö Oberhausen) und Dennis Miketta (mediencenter business.it aus Oberhausen).

Fotos: PR-Photographie Andreas Köhring/Stadt Mülheim an der Ruhr

Kein Unternehmen ist zu klein

Ein Fazit der referierenden Experten der gemeinsamen Veranstaltung der Wirtschaftsförderungen der Städte Mülheim und Oberhausen und des Kompetenzzentrums für Cybersicherheit DIGITAL.SICHER.NRW sowie der IHK zu Essen/meo-Netzwerk Wirtschaftsschutz lautet: „Die Bedrohung im Cyberraum ist so hoch wie nie zuvor“. Durch die Automatisierung und Aufgabenteilung landet früher oder später jedes Unternehmen auf dem Radar hochprofessioneller Hacker-Betriebe, die teilweise in konzernartigen Strukturen operieren. „Kein Unternehmen ist für die Hacker zu jung, zu klein, zu unbedeutend oder zu unattraktiv“, so der Experte Sebastian Barchnicki (DIGITAL.SICHER.NRW).

Beim Thema „Cybersicherheit“ werden gezielt Schwachstellen gesucht und auch gefunden. Die Hacker*innen gehen dabei sehr psychologisch vor und setzen im Gros der Fälle auf die natürliche Neugier der Mitarbeiter*innen. Die Schadsoftware kommt manches Mal über einen vermeintlich „vergessenen“ USB-Stick am Drucker und ein anderes Mal via angehängter Excel- oder PDF-Datei mit einer Fake-Initiativbewerbung. 

Alle Experten mahnten in der Veranstaltung zur Mitarbeiter*innen-Schulung und zudem zu einem Krisenkonzept. Wie stelle ich zum Beispiel Gehaltszahlungen sicher, auch wenn der Angriff und seine Bekämpfung sich über Wochen hinziehen sollten? Habe ich meine (Kunden-)Daten durch ein mehrstufiges Verfahren abgesichert und auch eine externe Backup-Kopie erstellt und abgelegt?

Cyberangriff auf die Hochschule Ruhr West und Live-Hack

Geeignete Präventionsmaßnahmen standen im Vortrag von Dennis Miketta (mediencenter business.it aus Oberhausen) im Fokus. In weiteren spannenden Praxisbeispielen von Thomas Bieker (Hochschule Ruhr West aus Mülheim) und Jan Hörnemann (AWARE7 GmbH aus Gelsenkirchen) wurde der Cyberangriff aus Januar 2023 und dessen Konsequenzen auf die Hochschule veranschaulicht sowie ein Live-Hack demonstriert. In Echtzeit wurde so ein Cyberangriff auf ein kleines Logistik-Unternehmen simuliert, das vor den Augen des erstaunten Publikums in weniger als 30 Minuten gehackt war. 

Über 60 Gäste erhielten spannende Vorträge und Praxisvorführungen im Rahmen der Cybersicherheitsveranstaltung in der Mülheimer Stadthalle.

Network and Information-Security (NIS2) tritt im Oktober 2024 in Kraft

Auch die europäischen und nationalen Gesetzgeber haben sich das Thema Cybersicherheit auf die Fahnen geschrieben und wollen per Richtlinien nicht nur Betreiber*innen kritischer Infrastruktur (Kritis) im EU-Raum dazu zwingen, Strategien und Vorkehrungen gegen Hackerangriffe zu treffen, sondern auch sogenannte „besonders wichtige“ und „wichtige“ Unternehmen. Die NIS2-Richtlinie (Network and Information-Security), die ab dem 17. Oktober 2024 in Kraft tritt, nimmt nämlich deutlich mehr Unternehmen (rund 30.000) in die Pflicht, Cybersecurity-Maßnahmen zu ergreifen. 

Bei „Unternehmen – sicher – digital“ am 26. August 2024 in der Mülheimer Stadthalle handelte es sich um eine Veranstaltung der Mülheimer Wirtschaftsförderung, der OWT Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH und DIGITAL.SICHER.NRW mit freundlicher Unterstützung der Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen.