Archiv-Beitrag vom 27.01.2021Entwicklung der Graureiherkolonien in der Tongrube Rotkamp und der Ruhraue Nordwest
Erstmals 1992, ab 1996 dann regelmäßig in jedem Jahr, brüteten Graureiher in der Mülheimer Ruhraue. Die Anzahl der Nester nahm bis 2006 zu, als maximal 109 Brutpaare gezählt wurden.
In den Folgejahren schwankte die Zahl der Nester und nahm zuletzt dramatisch ab. Um die Gründe dafür zu erforschen und gegensteuern zu können, beauftragte die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Mülheim an der Ruhr 2016 die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) mit einer Untersuchung dieser Entwicklung. Vermutet wurde der Einfluss von Störungen in der Umgebung.
Die Brutsaison im Frühjahr 2020 wurde von der BSWR daher intensiv beobachtet, um die tatsächlichen Ursachen in Mülheim an der Ruhr herauszufinden. Vorbereitend waren Kletterschutzmanschetten an allen Horstbäumen in der Tongrube angebracht worden, um Waschbären das Hochklettern zu erschweren. Die BSWR kontrollierte die Bäume in der bisherigen Graureiherkolonie in der Ruhraue im Frühling des letzten Jahres und fand 10 Brutnester, in einem wurden bereits Junge gefüttert. Auch Rufe waren zu hören. Ab April 2020 war eine Beobachtung wegen der zunehmenden Belaubung der Bäume kaum noch möglich. Bei weiteren Begehungen wurde daher auf die Rufe geachtet, jedoch wurden keine mehr festgestellt. Unter einigen Bäumen wurden abgebissene Federn junger Graureiher gefunden. Offenbar gab es zu diesem Zeitpunkt keine Jungvögel mehr in den Nestern. Nur in einem einzigen Nest scheinen 2 junge Graureiher erfolgreich großgezogen worden zu sein.
Waschbären sind in Mülheim erstmals 2019 in der Ruhraue aufgetreten und haben direkt zur kompletten Aufgabe der Reiherkolonie geführt.
Sie können senkrecht an Baumstämmen hochklettern, daher wurden glatte Manschetten angebracht, auf denen er keinen Halt findet. Die getroffenen Maßnahmen wie Kletterschutzmanschetten und Entfernung von unteren Ästen hatten leider keinen deutlichen Erfolg: Wegen eines abgebrochenen Astes, der den Waschbären doch noch als Kletterhilfe in einer geschützten Baumgruppe diente, kam es zu einem Ausrauben bzw. Verlassen von 9 der 10 Nester. Grundsätzlich könnten die Schutzmaßnahmen durchaus wirksam sein. Die weitere Entwicklung der Graureiherkolonie in der Mülheimer Ruhraue kann deshalb nur abgewartet werden.
Kontakt:
Dr. Peter Keil
Biologische Station Westliches Ruhrgebiet
Kontakt
Stand: 27.01.2021
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