Archiv-Beitrag vom 23.01.2023Ist Mülheim barrierefrei?

Archiv-Beitrag vom 23.01.2023Ist Mülheim barrierefrei?

Fliedner-Nutzer*innen prüfen Mülheim auf Barrieren

Eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen ist der Frage nachgegangen, inwieweit Mülheim an der Ruhr barrierefrei ist und hat die Ergebnisse Oberbürgermeister Marc Buchholz im Rathaus präsentiert. - Niclas Kurzrock - Theodor Fliedner Stiftung
Fotos: Niclas Kurzrock - Theodor Fliedner Stiftung

„Die Aufzüge sind viel zu oft defekt“, berichtet Nives Pagliardini. Sie selbst ist wie viele andere Mülheimer*innen oder Menschen, die die Stadt besuchen, auf den Rollstuhl angewiesen. Zugleich macht sie sich stark für andere Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind oder Personen mit Kinderwagen. Am Hauptbahnhof sei es nicht möglich - ohne das Gebäude bei jeglichen Witterungsbedingungen zu verlassen und einen langen Umweg zu nehmen - zu den Busebenen zu gelangen. Auch der Aufzug am Radschnellweg sei häufig defekt. „Wie in vielen anderen Städten auch sind in Mülheim öffentliche Aufzüge immer wieder ein Problem“, stimmt Oberbürgermeister Marc Buchholz zu. Die Situation in Bestandsgebäuden sei nicht immer einfach neu zu denken, gerade wenn es sich wie beim Hauptbahnhof um ein ursprüngliches Provisorium handele, das länger Bestand hatte, als geplant. „Wenn wie jetzt Umbaumaßnahmen stattfinden, können wir eingreifen.“ Der OB schlägt vor, dass die Behindertenkoordinatorin der Stadt, Inge Lantermann, mit den beteiligten Umbau-Unternehmen Kontakt aufnimmt, um die die Pläne zu prüfen.

Eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen ist der Frage nachgegangen, inwieweit Mülheim an der Ruhr barrierefrei ist und hat die Ergebnisse Oberbürgermeister Marc Buchholz im Rathaus präsentiert. - Niclas Kurzrock - Theodor Fliedner Stiftung

Spannende Einblicke für beide Seiten
Mit diesem Thema als Auftakt ergibt sich ein schwungvoller Termin. Die Gruppe aus Menschen mit Behinderungen, die allesamt Nutzer*innen der Theodor Fliedner Stiftung sind, trägt ihre Kritikpunkte vor, das Team der Stadt - neben Marc Buchholz auch Inge Lantermann mit Kollegin Meike Vesper sowie Dr. Hanna Hinrichs, Mitarbeiterin der Sozialdezernentin - hört zu und gibt Auskunft. Präsentiert werden die Ergebnisse einer Tour im vergangenen Jahr, hier nahm eine noch größere Runde aus Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen der Theodor Fliedner Stiftung die Mülheimer Innenstadt unter die Lupe. Im Rathaus kommt es auch zum Lerneffekt für beide Seiten. So erfährt der Oberbürgermeister dass es im Amtsgericht eine unglückliche Fahrstuhl-Situation gibt und Termine nur schwer vor Ort durchzuführen sind. Die Fliedner-Nutzer*innen lernen, dass die Stadt im Hause des Amtsgerichtes nur bedingt handlungsfähig ist. „Wir werden gemeinsam einen Termin mit der Bauabteilung des Landes vor Ort machen und uns die Sache anschauen“, schlägt Marc Buchholz vor. Und auch für den Weg zum Amtsgericht auf der Georgstraße soll es eine Lösung geben, so hat die Gruppe angemerkt, dass dort die Bordsteine nicht abgesenkt sind. Inge Lantermann sprach zudem eine Einladung in die verschiedenen Arbeitskreise der Stadt aus.

Eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen ist der Frage nachgegangen, inwieweit Mülheim an der Ruhr barrierefrei ist und hat die Ergebnisse Oberbürgermeister Marc Buchholz im Rathaus präsentiert. - Niclas Kurzrock - Theodor Fliedner Stiftung

Nicht zuletzt ging es auch um das Rathaus. Nadine Knopf berichtete von ihrer eigenen Hochzeit und dem Termin beim Standesamt. „Es ist einfach schade, wenn es als Rollstuhlfahrerin nur die Möglichkeit gibt, den Hintereingang zu nutzen, gerade wenn es um festliche Termine geht.“ Damit erntete sie vollen Zuspruch des Oberbürgermeisters. „Zunächst möchte ich betonen: Ich kann verstehen, dass man als Mülheimer Bürger*in den Wunsch und auch den Anspruch an die Stadt hat, durch den Haupteingang das Rathaus aufzusuchen.“ Die Problematik bei Bestands- und gerade bei historischen Gebäuden mit der Barrierefreiheit sei tatsächlich nicht einfach. Daher werde man die Möglichkeiten prüfen. „Ich möchte dafür sorgen, dass es zumindest bei feierlichen Anlässen wie Hochzeiten möglich ist, dass Sie die gleichen Fotomotive zwischen den Bögen unseres Rathauses und die gleichen Momente wie alle anderen erleben können.“ Natürlich gab es neben Hinweisen zu Verbesserungen auch Lob. Melanie von der Beeck und Anette Walenczyk lobten das Mülheimer Medienhaus als ideal umgesetztes Gebäude und sagen unisono: „Weiter so!“ Für die Zukunft hat sich die Gruppe vorgenommen, in regelmäßigen Abständen weitere Begehungen vorzunehmen. Marc Buchholz begrüßt das Vorhaben: „Als Stadtverwaltung profitieren wir immer von den Erfahrungen unserer Mitbürger*innen, ich freue mich auf weitere Berichte.“

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Stand: 23.01.2023

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