Archiv-Beitrag vom 26.10.2023Ratssitzung beginnt mit Schweigeminute
Oberbürgermeister Marc Buchholz hat aus aktuellem Anlass zur Eröffnung der Ratssitzung dazu aufgerufen, der Opfer von Gewalt und Terror im Nahen Osten zu gedenken. Der gesamte Rat sowie Gäste und Besucher*innen erhoben sich zu einer Schweigeminute.
Foto: Tobias Grimm
Der Oberbürgermeister leitete die Schweigeminute mit folgenden Worten ein:
"Meine sehr geehrten Ratskolleginnen und Kollegen, liebe Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung, sehr geehrte Gäste und ganz besonders sehr geehrter Herr Drehmann von der jüdischen Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen,
der fürchterliche Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 zeigt nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine einmal mehr, wie unmenschlich Terror und Krieg unsere Welt, unser persönliches Weltbild zerreißen, Tod, Leid, Trauer und Vertreibung mit sich bringen.
Viele von Ihnen sind unserem Aufruf zu einer Solidaritäts- und Beileidsbekundung kurz nach dem Terrorangriff gefolgt; Sie haben am Mittwoch, dem 11. Oktober 2023, auf dem Synagogenplatz eindrucksvoll Ihr Mitgefühl und Ihre Sorgen aufgrund der dramatischen Gewaltausbrüche im Nahen Osten und seiner Folgen zum Ausdruck gebracht.
Mit dieser und zahlreichen ähnlichen Veranstaltungen in unserem Land haben wir bekräftigt, dass das Existenzrecht Israels nicht in Frage zu stellen ist.
Seitdem haben uns nicht nur unzählige verstörende Bilder in den Medien und der Hinweis erreicht, dass auch Deutsche unter den Terroropfern zu beklagen sind und dass mehr als 200 Geiseln unterschiedlicher Nationen um ihr Leben fürchten müssen.
Mein Amtskollege unserer israelischen Partnerstadt Kfar Saba, Rafi Saar, hat uns mitteilen müssen, dass auch bei ihnen vor Ort mindestens neun Todesopfer zu betrauern sind. Hierzu hatte ich in den letzten Tagen den politischen Vertreter*innen in Mülheim das Schreiben meines Amtskollegen und mein Kondolenzschreiben zukommen lassen.
Der mit besonderer Brutalität wiederentflammte Nahostkonflikt führt aber nicht nur zu großer Betroffenheit und Anteilnahme hier in Mülheim. In den Medien verfolgen wir täglich, wie in der ganzen Welt über die Bekämpfung des Terrors, aber auch um einen Weg hin zum Frieden gerungen wird.
Einmal mehr wird deutlich, dass wir Europäer*innen dabei wenige, kaum Einflussmöglichkeiten auf das Geschehen im Nahen Osten haben.
Verfolgen wir hier vor Ort unsere sozialen Medien, so beschäftigt der Konflikt die Menschen auch in Mülheim. Jeder, der in den sozialen Medien unterwegs ist, sieht das Bild der beiden Kinder, bei dem das eine Kind eine Kippa trägt, das andere Kind einen Palästinenserschal - und beide liegen sich in der Armen mit der richtigen Feststellung: „Unser aller Blut ist rot“. Das Bild wird vielfach geteilt!
Ich nehme - wie viele andere auch - wahr, dass neben dem Wunsch nach Frieden aber auch antisemitische Äußerungen gegen Jüdinnen und Juden und rassistische Äußerungen gegen Muslime bei uns in den sozialen Netzen gerade mit Hinweis auf den aktuellen Konflikt zunehmen…
Wir wollen gemeinsam mit allen Demokrat*innen hier in Mülheim dafür Sorge tragen, dass die Grundwerte unseres friedlichen und freiheitlichen Zusammenlebens, Demokratie und Respekt gegenüber dem jeweils anderen, weiter geachtet und gelebt werden. Unsere Grundwerte dürfen nicht in Frage gestellt werden - und denen, die es doch tun, müssen klare Konsequenzen aufgezeigt werden.
Wenn wir uns jetzt also zu einer Schweigeminute erheben, lassen Sie uns der Opfer von Gewalt und Terror gedenken und darauf hoffen, dass die Geiseln baldmöglichst und wohlbehalten zu ihren Familien zurückkehren - und dass das Ziel eines friedlichen Zusammenlebens niemals bei niemandem in diesem Konflikt aus dem Blick gerät."
Kontakt
Stand: 26.10.2023
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