Archiv-Beitrag vom 04.09.2020Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Jacques Marx
Jacques Marx ist neuer Ehrenbürger der Stadt Mülheim an der Ruhr. Geehrt mit der höchsten Auszeichnung der Stadt wurde der Ehrenvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen damit für seine Verdienste um die Jüdische Gemeinde und die Integration jüdischen Lebens in den Alltag unserer Stadt.
In einer Feierstunde überreichte Bürgermeisterin Margarete Wietelmann Jacques Marx gestern (3. September 2020) im Festsaal der Stadthalle die Urkunde, bevor dieser sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug.
Fotos: Walter Schernstein
Die Bürgermeisterin ließ in ihrer Laudatio das Leben von Jacques Marx Revue passieren: 1936 als Sohn deutscher Juden im Exil in Paris geboren, musste er sich mit seiner Familie vor mordenden SS-Einheiten in Mittel-Frankreich verstecken. Als Sekretär und Fahrer eines Militärrabbiners entdeckte Marx „sein Jüdischsein“.
Der Beruf des Apothekers führte ihn später nach Gelsenkirchen und von dort nach Mülheim. Mit nur 36 Jahren wählte ihn die jüdische Gemeinde 1973 zum Vorsitzenden der Dreiergemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. 37 Jahre lang wurde er in diesem Ehrenamt immer wieder bestätigt.
Herausragende Verdienste erwarb sich Jacques Marx während dieser Zeit in der Kinder-, Jugend- und Frauenarbeit, im interreligiösen Dialog und der Integration Menschen jüdischen Glaubens, die aus der früheren UdSSR zugezogen waren, in die Gemeinde. Er suche stets den Dialog und das Verbindende und stand für ein friedliches, offenes und tolerantes Miteinander ein.
Mit Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Verhandlungsgeschick warb er Geld für die Finanzierung des neuen Gemeindezentrums in Duisburg ein. Und dank seines Einsatzes wurde der jüdische Friedhof an der Gracht wieder zu einem sehenswerten und historisch wertvollen Ort. Aktiv setzte sich Marx für die Umbenennung des Victoriaplatzes in Synagogenplatz ein.
„Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass jüdisches Leben in unserer Stadt wieder erblüht ist und so selbstverständlich zu uns gehört“, so Bürgermeisterin Wietelmann in ihrer Rede. Die Bürgermeisterin warnte aber auch davor, dass diese Erfolge zerbrechlich seien und erinnerte an die antisemitischen Übergriffe der vergangenen Monate in Deutschland.
Jacques Marx bedankte sich mit bewegenden Worten für die Ehrung, die ihn „noch mehr mit Saarn und Mülheim“ verwurzele. „Meine Mutter wäre stolz gewesen“, sagte er unter dem Applaus der Gäste und dankte seinerseits seiner Frau Danielle und der Familie für die Unterstützung.
Bürgermeisterin Margarete Wietelmann sprach im Namen des Rates der Stadt Mülheim an der Ruhr, der in seiner Sitzung am 25. Juni 2020 einstimmig beschlossen hatte, dem Mülheimer diese Auszeichnung zu verleihen. Die Stadtverordneten und die persönlichen Gäste des Ehrenbürgers spendeten stehend ihre Ovationen, um die Lebensleistung von Jacques Marx zu würdigen.
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Stand: 04.09.2020
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