Modulsystem Trinkwassernot- und Energieversorgung

Modulsystem Trinkwassernot- und Energieversorgung

Modulsystem Trinkwassernot- und Energieversorgung

Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr

 

Kurzvorstellung

Das Schnelleinsatzsystem Trinkwassernotversorgung (TWNV) wird bei der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr vorgehalten und kann damit in verschiedenen Einsatzszenarien in Zusammenarbeit mit Wasserversorgungsunternehmen und dem Gesundheitsamt unterstützen. Grundsätzlich kann das System auch überregional in den Einsatz gebracht werden. Es besteht aus drei Tank- und Transportmodulen mit einer Transportkapazität von jeweils 15.000 Liter Wasser, mehreren mobilen 600 Liter- und 1.000 Liter-Faltbehältern und mehreren Technikmodulen mit Spezialausrüstung zur Druckerhöhung und Desinfektion mit UV-Licht, Förderung und Verteilung von Wasser. Die Module sind auf Basis von Abrollbehältern konzipiert und können mittels WLF-Gliederzügen von der Berufsfeuerwehr zum Schadensort transportiert werden. Ihre gesamte Transportkapazität beträgt bis zu 55.000 Liter. Ein weiterer Bestandteil des Systems sind Energieeinheiten mit einer Gesamtleistung von circa 2,1 Megawatt zum Beispiel zum netzunabhängigen Betrieb stationärer Pumpstationen.

abmarschbereites Modulsystem Trinkwassernotversorgung der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr - Feuerwehr Mülheim

Abbildung 1: abmarschbereites Modulsystem „Trinkwassernotversorgung“ der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr

Einsatzvarianten:

Das Modulsystem ist flexibel einsetzbar und kann in unterschiedlichen Einsatzvarianten genutzt werden. Das Einsatzspektrum reicht von Löschwasserversorgung, Wassertransport, Wasseraufbereitung durch Filtration und UV-Desinfektion, Einspeisung in die öffentliche Wasserversorgung, Versorgung kritischer Einrichtungen (z. B. Krankenhäuser) sowie Verteilung und Ausgabe von Trinkwasser an die Verbraucher*innen über Ausgabestellen. Die Energiemodule können Bereich der Wassersicherstellung versorgen oder anderweitige kritische Bereiche versorgen.

Neben der telefonischen oder örtlichen Einsatzunterstützung der Einsatzleitung und Krisenstäbe durch Fachberater*innen der Feuerwehr ist auch die Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort entweder durch einzelne Module oder durch das gesamte Modulsystem Trinkwassernot- und Energieversorgung möglich.

Transportvarianten:

Mithilfe des TWNV-Systems kann Wasser aus einer örtlich vorhandenen Gewinnungsanlage oder einer anderen Versorgungsstelle - auch aus großer Entfernung zum Schadensort - zu einer Einspeisestelle eines (teilweise) funktionstüchtigen Leitungsnetzes oder eines Hochbehälters transportiert werden. Dort kann es in Abstimmung mit dem örtlichen WVU und dem zuständigen Gesundheitsamt in das Leitungsnetz eingespeist werden, um die leitungsgebundene Wasserversorgung wiederherzustellen.

Alternativ zur Einspeisung in ein Leitungsnetz kann das Wasser auch direkt zu den Verbrauchern, beispielsweise zu zentralen Orten wie Marktplätzen, Bahnhöfen und mehr transportiert und vor Ort ausgegeben werden.

Eine weitere Transportvariante ist der Transport von Wasser aus leitungsunabhängigen Brunnen oder Quellen/Quellsammlungen zu einer Einspeisestelle eines (teilweise) funktionstüchtigen Leitungsnetzes oder zu einem Hochbehälter. Dort kann es nach einer mobilen Desinfektion durch das örtliche Wasserversorgungsunternehmen oder Dritten in die öffentliche Wasserversorgung eingespeist werden.

Schlussendlich ist auch der Transport von Wasser aus leitungsunabhängigen Brunnen oder Quellen/Quellsammlungen direkt zum Verbraucher mit anschließender Abgabe möglich. Voraussetzung für eine Abgabe des Wassers ist gegebenenfalls jedoch eine Sicherheitsdesinfektion des Wassers. Dies ist je nach Wasserqualität mit den systemeigenen UV-Anlagen umsetzbar, damit die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung auch im Krisen- oder Katastrophenfall eingehalten werden können.

Versorgungsvarianten:

Mit dem TWNV-System sind insgesamt vier Versorgungsvarianten möglich.

Zentrale Direktversorgung:

Die zentrale Direktversorgung meint die Trinkwasserverteilung an einem zentralen Punkt im Schadensgebiet durch ein Verteiler-Tank-Modul mit 15.000 Liter Wasser mittels Abgabestellen (Zapfstellen) für die Bevölkerung. Die Versorgung dieses Moduls wird durch zwei Zubringermodule mit jeweils 15.000 Liter Wasser sichergestellt. Sofern erforderlich, ist eine Filtration und UV-Desinfektion des Wassers möglich.

Dezentrale Direktversorgung:

Bei der dezentralen Direktversorgung beziehungsweise Trinkwasserverteilung (ggf. mit Filterung und UV-Desinfektion) werden an bis zu drei dezentralen Punkten im Schadensgebiet, durch gleichzeitigen Einsatz aller drei Transportmodule, mit jeweils 15.000 Liter Wasser und Abgabestellen (Zapfstellen) für die Bevölkerung errichtet. Die Versorgung der Module erfolgt durch die Module selbst, in dem sie nach der Wasserausgabe neues Wasser an einem Versorgungspunkt aufnehmen.

exemplarischer Systemaufbau des Modulsystems Trinkwassernotversorgung der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr - Feuerwehr MülheimAbbildung 2: exemplarischer Systemaufbau des Modulsystems „Trinkwassernotversorgung“ der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr

Flächenversorgung:

Die Flächenversorgung ist eine erweiterte Form der dezentralen Trinkwasserverteilung. Hier kann gegebenenfalls eine vorherige UV-Desinfektion (abhängig von der benötigten Durchflussmenge) in speziellen Anwendungsfällen erfolgen und das Trinkwasser an verschiedenen Punkten im Schadensgebiet mit Hilfe von durch Einsatzkräfte in Stellung gebrachten Faltbehältern verteilt werden. Die Versorgung der einzelnen Verteilungspunkte wird durch die drei Tankmodule sichergestellt.

Versorgung Kritischer Infrastrukturen:

Ein wesentliches Leistungsmerkmal des Systems ist die Möglichkeit kritische Infrastrukturen mit Trinkwasser zu versorgen. Es ist technisch in der Lage, Trinkwasser zum kritischen Infrastrukturobjekt (zum Beispiel Krankenhaus, Pflegeheim, Dialysezentrum et cetera) zu transportieren und zur Sicherstellung des dringendsten Trinkwasserbedarfs einzuspeisen. Dazu verfügt es über Druckerhöhungseinheiten mit trinkwasserkonformen Schlauchmaterial. Die optionale UV-Desinfektion, sowie weitere Vorfilter vor der Einspeisestelle stellen die erforderliche Qualität des Trinkwassers sicher. Die Einspeisung erfolgt durch ein Verteiler-Tank-Modul, welches durch die beiden Zubringermodule versorgt wird. So kann je nach Abnahmevolumen eine stetige Versorgung mit Trinkwasser erreicht werden. Alle einsatzvarianten erfolgen stets in Absprache mit der örtlichen Gesundheitsbehörde und dem zuständigen Wasserversorgungsunternehmen beziehungsweise den Objektbetreiber*innen.

Energieversorgungsvarianten

Ergänzt werden die Trinkwasserkomponenten durch leistungsstarke Energiemodule. Die vorhandenen sechs Groß-Aggregate lassen sich bei Bedarf zusammenschalten und verfügen dann über eine Leistung von etwa 2,1 Megawatt. Im Einzelnen bestehen sie aus: 2 x 680 kVA, 3 x 200 kVA und 1 x 160 kVA. Sie werden ebenfalls mittels Gliederzügen der Berufsfeuerwehr zum Einsatzort transportiert und können so bei Bedarf das TWNV-System komplettieren. Ihr Aufgabenspektrum beinhaltet die Ersatzstromversorgung von mobilen Komponenten (z. B. Aufbereitungsanlagen oder Hochleistungspumpen) sowie Einrichtungen und Anlagen der öffentlichen Wasserversorgung zur Wasseraufbereitung, -verteilung und -speicherung (z. B. Pumpstationen oder Druckerhöhungsanlagen). Bei Bedarf können Sie auch Bereiche der kritischen Infrastruktur mit Strom versorgen oder Strominseln einrichten.

Energiemodule 680kVA und 3 mal 200kVA der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr - Feuerwehr MülheimAbbildung 3: Energiemodule 680 kVA und 3 x 200 kVA der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr

Löschwasserversorgung

Neben der TWNV kann das System auch zur Löschwasserversorgung genutzt werden. Die drei 15.000 Liter-Tankmodule des TWNV-Systems verfügen über eine Tragkraftspritze 10-1000 sowie ein Schnellentleerungsventil. Dieses Ventil dient einer schnellen Entleerung des Tankinhaltes in einen Faltbehälter. Dadurch kann in großen Mengen Wasser zur Brandbekämpfung zur Verfügung gestellt werden.

Ein Pendelverkehr mit Einzelfahrzeugen oder, sofern es die Örtlichkeit zulässt, mit Gliederzügen der Berufsfeuerwehr ist somit möglich. Der Einsatz der Abroll-Tankmodule auf geländefähigen Wechselladerfahrzeugen (Einbindung weiterer Feuerwehren erforderlich) lässt zudem die Möglichkeit zu, Löschwasser zur Vegetationsbrandbekämpfung (zum Beispiel bei Waldbränden, Moorbrände, Heidebrände et cetera) nahe zum Brandort zu transportieren. Die Tanksysteme sind mit Schwallwänden ausgestattet und können daher mit jeder Tankfüllstandhöhe gefahren werden. Dabei verfolgt das Konzept nicht das Ziel der direkten Brandbekämpfung. Es versteht sich viel mehr als Zubringersystem für Löschwasser zu Übergabepunkten oder ist für das Betanken von kleineren Waldbrand-TLF gedacht.

Zu diesem Zweck, aber auch zur Versorgung mit Trinknotwasser in herabgestufter Qualität führt das System künftig zwei 15.000 Liter Faltbehälter sowie eine 24.000 Liter fassende Mulde mit. Zum Befüllen von Löschrucksäcken können zur Vegetationsbrandbekämpfung zehn 1.000 Liter-IBC-Behälter mit Handpumpen im Schadensgebiet verteilt werden.

Zur Versorgung von Löschwasser-Außenlastbehälter von Hubschraubern verfügt das System künftig sogar über einen speziellen selbstaufrichtenden Waldbrandbehälter mit 55.000 Liter Fassungsvermögen und einer Höhe von circa 2,3 Meter. Auch eine Sicherstellung der Wasserversorgung für Brandeinsätze auf Autobahnen oder in unterversorgten Gewerbe- oder Wohngebieten kann ein Anwendungsfall für das System darstellen. Zu beachten ist, dass die Systeme grundsätzlich nur Trinkwasser aus Hydranten tanken sollen. Ausnahmen sind im Einzelfall aber möglich. Längere Anfahrtszeiten werden dabei durch die große Transportkapazität von bis zu 55.000 Liter kompensiert.

Besonderheiten:

Das System wurde nach den Anforderungen der allgemein anerkannten Regeln der Technik des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), einschlägiger DIN-Normen (DIN1988-100, DIN 2001-2, DIN 2001-3, DIN EN 1717) sowie der Kunststoff-Trinkwasser-Leitlinien (KTW-Leitlinie) konzipiert.

Das Transportsystem kann mit individuellen Füllständen beladen werden. Somit kann es je nach Nutzlast beziehungsweise technisch zulässigem Gesamtgewicht des Trägerfahrzeugs unterschiedliche Wassermengen aufnehmen und transportieren.

Die Füllstände können per Digitalfunk-SDS in die Einsatzleitung oder den Krisenstab übertragen werden. Dadurch ist eine bessere Lageeinschätzung des Verbrauches und Bedarfs von Trinkwasser möglich und erleichtert die logistische Disposition.

Die Energiemodule verfügen sowohl über Multikontakt-Steckverbindungen, als auch über Flach-Schienen-Abgriff-Adapter für Stromschienen und Kabelrundschuhen. Eine mobile Tankanlage mit 990l Treibstoff wird gemäß Einsatzkonzept ebenfalls mitgeführt.

Anforderung:

Das System kann bundesweit angefordert werden und wird durch die Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr direkt in den Einsatz gebracht. Die Anforderung erfolgt direkt bei der:

Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr (NRW)
Telefon: 0208 / 455-92
E-Mail: lagezentrum@muelheim-ruhr.de

Kontakt


Stand: 15.02.2024

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