Equal Pay Day 2024
Frauen und Geld - diese Beziehung ist nicht ohne Komplikationen, insbesondere da, wo es um selbst erwirtschaftete Ansprüche im Beruf geht.
Historisch gesehen ist die Geschichte der weiblichen Erwerbstätigkeit in Deutschland noch recht jung, denn die ersten anerkannten Ausbildungsberufe für Frauen wurden erst 1903 (Krankenpflege) beziehungsweise 1917 (Kinderpflege) in die preußische Berufsordnung aufgenommen. Zuvor waren im Prinzip alle von Frauen ausgeführten Tätigkeiten in der Kranken- und Kinderpflege unter den Begriff "Liebedienerei" gefasst und - sozusagen als weiblicher Beitrag zu gesellschaftlichen Erfordernissen - weitgehend ohne Entgelt zu verrichten. So waren beispielsweise die berühmten "Diakonissen" in Kaiserswerth fachlich auf einem international anerkannten Qualitätsniveau - sie waren aber zunächst keine berufsmäßigen Pflegerinnen, sondern barmherzige Schwestern. Dieses grundsätzliche Muster, "Frauenberufe" als Erweiterung der weiblichen Sorgeaufgaben und anderer typisch weiblicher Neigungen zu interpretieren, macht eine angemessene Bewertung der entsprechenden Tätigkeiten schwierig, sogar innerhalb tariflicher Bewertungsvorgaben. Es ist immer noch teurer, ein Auto zu warten, als ein Kind zu pflegen - obwohl weder die Komplexität der Dienstleistung noch der Grad der Verantwortung eine derart unterschiedliche Bewertung hergeben.
Dieses strukturelle Missverhältnis ist einer der Gründe für die bis heute wirksamen Statusunterschiede der Geschlechter im Arbeitsleben. Um eine tatsächliche Gleichstellung und vor allem existenzsichernde Beschäftigung von Frauen zu befördern, sind gesetzliche Vorgaben und staatliche Maßnahmen, zu denen auch die institutionalisierte Gleichstellung in Gestalt der Gleichstellungsbeauftragten zählt, nach wie vor erforderlich.
Weitere Infos finden Sie auf der Internetseite Equal Pay Day.
Fakten zum Equal Pay Day
Der Gender Pay Gap (GPG) beschreibt die geschlechtsspezifische Lohnlücke: den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen. Frauen verdienten, laut Statistischem Bundesamt, in Deutschland im Jahr 2023 im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen mit durchschnittlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (25,30 Euro). Im langfristigen Vergleich sank der unbereinigte Gender Pay Gap: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 %. Seit 2020 verharrt er bei 18 %.Weitere Informationen zur Berechnung des Gender Pay Gap finden Sie beim Statistischen Bundesamt.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke. Umgerechnet ergibt sich daraus, dass Frauen vom 1. Januar an 66 Tage umsonst arbeiten. Daher findet der Equal Pay Day in diesem Jahr am 6. März statt.
Unter dem Motto „Höchste Zeit für Equal Pay“ rückt die diesjährige EPD Kampagne den Zusammenhang von Zeit und Geld in den Fokus. Wie frei sind Frauen und Männer darin, wie sie ihre Zeit nutzen? Noch immer arbeiten Frauen fast dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer, da meist Frauen den Großteil der Care-Arbeit übernehmen. Diese Diskrepanz bei der Arbeitszeit ist mitverantwortlich für den Gender Pay Gap von 18 Prozent. Was muss sich ändern, damit Care-Arbeit, Erwerbsarbeit und Freizeit paritätisch aufgeteilt werden können? Ist die 4-Tage-Woche eine Lösung oder verkürzte Vollzeit? Was können Jobsharing oder Digitalisierung dazu beitragen? Die Equal Pay Day Kampagne 2024 zeigt, wie die Verwendung von Zeit mit dem Gender Pay Gap zusammenhängt und welche Lösungsansätze es für eine gerechte Zeitverteilung gibt.
Kontakt
Stand: 04.03.2024
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