8. Station: Haus Urge

8. Station: Haus Urge

Powerfrauen lassen sich nicht bremsen

Stadtrundgang: Starke Frauen in Mülheim an der Ruhr

Das Haus Urge, auch Stinnesvilla genannt, ist der Sitz der ZENIT GmbH. - Walter Schernstein

Haus Urge (sogenannte Stinnes-Villa) / Standort der Zenit GmbH (Zentrum für Innovation und Technik), Bismarckstraße 28, 45470 Mülheim an der Ruhr 

Haus Urge ist eine Unternehmervilla in Mülheim an der Ruhr, erbaut 1913 im neobarocken Stil für die Familie des Lederfabrikanten Jean Baptiste Coupienne jr.. Seine Ehefrau Martha Coupienne ist als Bauherrin maßgeblich an den Plänen beteiligt. Sie dringt darauf, das Haus nach dem Vorbild ihres Elternhauses, dem Wasserschloss Haus Blegge in Paffrath, zu gestalten. Nach 1924 dient es über mehrere Jahrzehnte Hugo Stinnes jr., dem ältesten Sohn von Hugo Stinnes, als Wohnhaus. 
Clärenore Stinnes (geboren 1901 in Mülheim, gestorben 1990 in Schweden), die Tochter von Hugo Stinnes, ist sicherlich häufiger zu Besuch bei ihrem Bruder Hugo. Die Powerfrau erzielt in den 1920er Jahren internationale Erfolge als Rennfahrerin und umrundet, gegen den Widerstand ihrer Familie, von 1927 bis 1929 unter allergrößten Strapazen die Welt mit einem Auto. Auf ihrer Reise dreht sie mit ihrem Kameramann und späteren Ehemann Carl-Axel Söderström den Film: Im Auto durch zwei Welten. Auf YouTube sind der sehenswerte Doku-Spielfilm mit der Schauspielerin Sandra Hüller Fräulein Stinnes fährt um die Welt sowie die Dokumentation Mit dem Auto um die Welt: Clärenore Stinnes im Frauenmuseum Wiesbaden zu sehen.
Die Beratungsgesellschaft ZENIT GmbH, die heute ihren Sitz im Haus Urge hat und ehemals in der Thyssen-Villa an der Dohne, ist von 1989 bis 2001 Arbeitgeberin der ersten und von 2010 bis 2017 bislang einzigen Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, der Mülheimerin Hannelore Kraft (SPD, geborene Külzhammer, geboren 1961). Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Diplom-Kauffrau Kraft arbeitet als Unternehmensberaterin und Projektleiterin bei ZENIT. Ab 2007 ist sie Landesvorsitzende der SPD Nordrhein-Westfalens und ab 2009 eine der sechs stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden. Von beiden Ämtern tritt sie nach der verlorenen NRW-Landtagswahl am 14. Mai 2017 zurück.
Weitere überregional bekannte Politikerinnen mit lokalem Bezug sind die in Mülheim lebende Barbara Steffens (Die Grünen, geboren 1962), welche von 2010 bis 2017 als Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen amtiert, sowie Monika Griefahn (SPD, geboren 1954 in Mülheim an der Ruhr). Diese ist Mitbegründerin der Umweltschutzorganisation Greenpeace Deutschland. Von 1990 bis 1998 ist sie niedersächsische Umweltministerin und von 1998 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. 2020 bewirbt sich Griefahn um das Amt der Oberbürgermeisterin ihrer Heimatstadt und unterliegt dem CDU-Kandidaten Marc Buchholz.
Die CDU-Politikerin Helga Wex (CDU, geborene Schimke, geboren 1924 in Buxtehude, gestorben 1986 in Mülheim an der Ruhr) ist von 1953 bis 1957 Ministerialreferentin in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund. Von 1961 bis 1973 ist sie Mitglied des Stadtrates von Mülheim an der Ruhr, wo sie mit ihrer Familie lebt. Helga Wex ist zeitweise Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1969 bis 1977 stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und von 1971 bis 1986 Vorsitzende der Frauenvereinigung der CDU, der heutigen Frauen Union. In diesem Amt erklärt sie "das Ende der Bescheidenheit" für den weiblichen Teil der CDU und fordert eine stärkere Beteiligung von Frauen in der Partei. Dabei bringt die Trägerin des großen Bundesverdienstkreuzes Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf und erkämpft die Antragsberechtigung auf Parteitagen für den Frauenverband, die er schließlich 1975 erhält. In Mülheim-Heißen wird 2018 eine kleine Straße in Helga-Wex-Weg benannt.

Wissenswertes/Sehenswertes in der Nähe

Bismarckturm:
Aussichtspunkt
am Höhenweg mit Blick über die Ruhrauen und Mülheim-Saarn.

Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, MPI CEC:
Der Anteil der am MPI CEC arbeitenden Frauen ist hoch. Rund 40 Prozent aller Mitarbeiter*innen sind Frauen. Frauen besetzen rund ein Drittel der Führungspositionen, der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen. Mehr als die Hälfte aller Labor-Mitarbeiter*innen sind ebenfalls weiblich. Seit 2011 beteiligt sich das MPI CEC am bundesweiten Aktionstag Girls’Day und bietet dabei jährlich bis zu 50 Mädchen die Möglichkeit, einen Einblick in den Alltag einer Wissenschaftlerin zu bekommen.

Im Verlauf führt der Stadtrundgang über den Margaretenplatz gegenüber dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Der Platz ist benannt nach Margarete Stinnes, verheiratete Leonhard, (geboren 1840, gestorben 1911), Tochter des Ruhrindustriellen Mathias Stinnes und Stifterin der ehemaligen Augenheilanstalt Mülheim an der Ruhr. Nachdem dem Tod beider Töchter beschließt das Ehepaar Leonhard, einen Großteil seines Vermögens in drei Stiftungen zu Gunsten ihrer Heimatstadt einzubringen: die "Stiftung Augenheilanstalt" (1904), die "Gretchen-Leonhard-Stiftung" (1903) zur Errichtung von Spiel- und Sportstätten auf dem Kahlenberg sowie die "Leonhard-Stinnes-Stiftung" (1904), eine Kapitalstiftung zur Absicherung der beiden anderen Stiftungen. Nach dem Tod von Johann Hermann Leonhard begleitet seine Witwe die Errichtung der Augenheilanstalt und eröffnet sie schließlich am 4. Juli 1907. Bis heute unterstützen die Stiftungen zahlreiche große und kleine Projekte in Mülheim an der Ruhr.

Der Rundgang führt zu Fuß durch den idyllischen Catho-Wenzel-Park und die Freilichtbühne, die seit 1936 mit rund 2000 Plätzen eines der größten Freilichttheater Deutschlands ist. Karl-May-Festspiele und Musical-Inszenierungen finden dort ebenso statt wie Theater- und Opern-Aufführungen, Konzerte oder Kleinkunst-Festivals. Seit dem Jahr 2010 organisiert der Verein Regler Produktion das Konzept "Kultur aus dem Hut" in der Freilichtbühne, wie auch weitere Veranstaltungsmarken in Zusammenarbeit mit anderen kulturell tätigen Vereinen und Einrichtungen.
Gegenüber des Eingangs der Freilichtbühne befindet sich das Torhaus des denkmalgeschützten, seit 1803 bestehenden parkähnlichen Altstadtfriedhofs, auf dem zahlreiche Mitglieder der großen Industriellenfamilien Josef Thyssen, Hugo Stinnes, Johann Caspar Troost, Wilhelm Schmitz-Scholl oder der Familie Coupienne beerdigt sind.

Fragen

  1. Welche bekannte Politikerin hat bei der Zenit GmbH gearbeitet?
  2. Wie heißt die Schwester von Hugo Stinnes jr. und wodurch ist sie bekannt geworden?

Aquarell vom Haus Urge (sog. Stinnes Villa)/Gleichstellungsstelle - Gleichstellungsstelle/Thomas Albrecht - Das Bild ist Eigentum der Gleichstellungsstelle und nicht zur freien Verwendung freigegeben.

Antworten

  1. Hannelore Kraft (SPD, geborene Külzhammer, geboren 1961 und wohnhaft in Mülheim an der Ruhr). Von 2010 bis 2017 ist Hannelore Kraft die erste und bislang einzige nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin. Ab 2007 ist sie Landesvorsitzende der SPD Nordrhein-Westfalen und ab 2009 eine der sechs stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD. Von beiden Ämtern tritt sie nach der verlorenen NRW-Landtagswahl am 14. Mai 2017 zurück. Ab 1989 bis 2001 arbeitet die Wirtschaftswissenschaftlerin und Diplom-Kauffrau als Unternehmensberaterin und Projektleiterin bei der Beratungsgesellschaft ZENIT GmbH.
  2. Clärenore Stinnes (geboren 1901 in Mülheim an der Ruhr, gestorben 1990 bei Björnlunda in Schweden) heißt die Tochter von Hugo Stinnes und Schwester von Hugo Stinnes jr.. Sie erzielt in den 1920er Jahren internationale Erfolge als Rennfahrerin. Von 1927 bis 1929 umrundet sie unter größten Strapazen die Welt mit einem Auto und dreht darüber mit ihrem Kameramann und späteren Ehemann Carl-Axel Söderström einen Film. 

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Stand: 13.11.2024

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